Wenn es heißt 'Da fliegt die Kuh!', dann ist das in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn alles beginnt mit einer fliegenden Kuh. Auf irrwitzigen Umwegen führt sie zwei völlig verschiedene Menschen vom jeweils anderen Ende der Welt zueinander. Roberto (Ricardo Darin) führt ein Eisenwarengeschäft in Buenos Aires und ist ähnlich verbohrt wie die Schrauben, die er verkauft. Ein notorischer Einzelgänger, der nichts und vor allem niemanden zu nahe an sich heran lässt. Er sammelt kuriose Geschichten, die er aus Zeitungen ausschneidet. Eines Tages wird er, ohne es zu merken, selbst Teil einer solchen Geschichte, als plötzlich der junge Chinese Jun (Ignacio Huang) in sein langweiliges Leben platzt und es komplett umkrempelt. Denn Jun spricht kein Wort Spanisch, ist gleich nach seiner Ankunft in Argentinien ausgeraubt worden und somit unbedingt auf die Hilfe anderer angewiesen. Widerwillig nimmt Roberto den Chinesen unter seine Fittiche, um dessen Onkel zu suchen. Und findet dabei einen Ausweg aus seinem eigenen, tristen Dasein...
Sebastián Borenszteins 'Chinese zum Mitnehmen' (2011) ist eine tiefgründige und mitreißende Komödie mit einer kräftigen Portion leisen, schwarzen Humors. Sie erzählt vom zufälligen Zusammentreffen zweier Menschen, die durch ihr erzwungenes Zusammenleben in die skurrilsten Situationen geraten. Keiner spricht die Sprache des anderen, ihr kultureller Hintergrund könnte unterschiedlicher kaum sein und dennoch vereint sie ein gemeinsames Schicksal und macht sie zu verwandten Seelen. 'Un cuento chino' heißt der Titel im Original, was eine spanische Redewendung ist, die übersetzt etwa 'Ammenmärchen' oder 'Lügengeschichte' bedeutet. Keine Lügengeschichte ist, dass seit dem argentinischen Filmstart von 'Chinese zum Mitnehmen' im März bereits fast eine Million Zuschauer den Film sahen. Unter der Regie von Sebastián Borenzstein läuft Argentiniens Superstar Ricardo Darín in diesem Culture-Clash der Extraklasse erneut zu Hochform auf: Er spielte bereits 2009 die Hauptrolle im Film 'In ihren Augen' ('El secreto de sus ojos'), der 2010 den 'Oscar' als bester ausländischer Film erhielt. Nach dem großartigen Erfolg in Argentinien und Spanien gilt 'Chinese zum Mitnehmen' als erfolgreichste Latino-Produktion des Jahres 2011. Beim Internationalen Filmfestival in Rom im November 2011 ist 'Chinese zum Mitnehmen' unter der Jurypräsidentschaft von Hollywood-Legende Ennio Morricone als bester Film ausgezeichnet worden. Nicht nur das: Parallel ging die Komödie als Publikumsliebling aus dem Festival hervor und gewann damit als erste Produktion in der Geschichte des Festivals beide Preise. Bei den 'Premios Sur', dem nationalen Filmpreis Argentiniens, führt 'Chinese zum Mitnehmen' mit insgesamt 14 Nominierungen die Liste der meist nominierten Filme an. Die nationale Filmakademie 'Academia de Artes y Ciencias Cinematográficas de Argentina' hat die Produktion für den prestigierten spanischen Filmpreis 'Goya' in der Kategorie 'Bester hispano-amerikanischer Film' nominiert. Damit nahm Hauptdarsteller Ricardo Darín zum wiederholten Mal beim Rennen um die spanische Entsprechung des 'Oscar' teil. Denn kein Land hat diese Auszeichnung so häufig gewonnen, wie Argentinien. Darunter die von Darín protagonisierten Filme 'In ihren Augen' (2009, Regie: Juan José Campanella), 'XXY' (2007, Regie: Lucía Punzón) sowie 'La fuga' ('The Escape', 2001, Regie: Eduardo Mignona). 'Chinese zum Mitnehmen' gilt als Favorit als Argentiniens Repräsentant bei den 'Oscars' 2012 um den besten fremdsprachigen Film.