Der junge Simon (Devon Bostick) verbreitet an seiner Schule in Toronto und in Internet-Chatrooms eine unfassbare Geschichte: Er sei der Sohn eines Terroristen, der vor Jahren ein Flugzeug sprengen wollte. Die Bombe dafür hatte Simons Vater im Gepäck seiner nichtsahnenden Frau versteckt, die damals schwanger war - mit Simon. Ausgelöst durch seine Lehrerin Sabine (Arsinée Khanjian), gewinnt diese Enthüllung schon bald an unkontrollierbarer Eigendynamik und der Junge wird mit Themen wie Intoleranz, Vorurteilen gegenüber fremden Religionen und Fragen nach Schuld und Vergebung konfrontiert. Durch die zwangsläufige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit seiner Familie und der daraus resultierenden Suche nach seiner eigenen Identität gerät Simon immer mehr in ein Geflecht aus Wahrheit und Lügen...
Geheimnisse und Lügen können Familien zerstören, oder macht es die familiäre Zwangsgemeinschaft überhaupt erst erträglich, wenn die finstersten Geheimnisse verborgen bleiben? 'Simons Geheimnis', der zwölfte Kinofilm des gefeierten kanadischen Regisseurs Atom Egoyan ('Exotica', 'Das süße Jenseits'), geht dieser Frage nach - auf sehr individuelle Art und Weise. In Egoyans typischem Erzählstil folgen wir Simon, der mit dem Wissen seiner Lehrerin eine schockierende Familiengeschichte unter seinen Mitschülern und im Internet verbreitet, um so seiner Vergangenheit auf die Spur zu kommen. Das Miteinander der Figuren in 'Simons Geheimnis' ist geprägt von Vorurteilen gegenüber fremden Religionen. Atom Egoyan zeigt auf, wie Menschen mit diesen Vorurteilen umgehen und versucht einen Konsens, eine friedfertige, tolerante Wahrheit zu finden. Er stellt dabei Simons Geschichte in einen größeren Zusammenhang und wirft die Frage auf, wie in einer völlig vernetzten Welt, in der ständig alle mit allen offen kommunizieren können, Intoleranz, religiöser Fanatismus und Fremdenhass dennoch dominieren? Weil Identitäten und Herkunft bewusst verschleiert werden; das Internet durch seine anonyme Distanz Vertrauen und Aufrichtigkeit zwischen den Menschen erschüttern kann? Atom Egoyans Suche nach Antworten darauf wird in 'Simons Geheimnis' zu einem eindringlichen Kommentar zur modernen Welt. Zum herausragenden Ensemble gehören u.a. Egoyans langjährige Partnerin Arsinée Khanjian, Scott Speedman ('Underworld'), Rachel Blanchard ('Wahre Lügen') und Nachwuchsstar Devon Bostick in der Rolle des Simon. 'Simons Geheimnis' lief bei den Filmfestspielen von Cannes 2008 in der Sektion Wettbewerb und wurde außerdem mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet, die ihre Wahl so begründete: 'Indem der Filmregisseur traditionelle und aktuelle Symbole und Objekte aufgreift, lädt er uns dazu ein, bestehende Klischees über den Anderen, über das unserer eigenen Kultur und Religion Fremde, neu zu bewerten.' Darüber hinaus erhielt Atom Egoyan im gleichen Jahr auf dem Hamburger Filmfest den renommierten Douglas-Sirk-Preis.
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