1877. Der russische Kartograf Pyotr Kropotkin (Alexei Evstratov) kommt in ein Tal im Schweizer 'Jura', angelockt von der hochentwickelten Uhrenfertigung dort und von der Nachricht, dass sich Arbeiter:innen zu einer anarchistischen Gewerkschaft zusammengeschlossen haben. Er trifft auf eine Gesellschaft, in der Beamte und Gendarmen über die richtige Uhrzeit wachen und dem Produktionsbetrieb und der Gemeinschaft den Takt vorgeben. Immer effizienter werden die Produktionsabläufe in den Uhrmanufakturen organisiert, die sekundengenaue Kontrolle erzeugt einen steigenden Druck auf die Beschäftigten. Davon kann auch Josephine Gräbli (Clara Gostynski) ein Lied singen, die über die Montage der 'Unruh', des Herzstücks der mechanischen Uhr, wacht und den zugereisten Kropotkin kennenlernt. Inspiriert von anarchistischen Ideen fordern sie die Befreiung der Zeit, setzen Solidarität und Pazifismus gegen Fabrikdirektor Roulet (Valentin Merz), gegen Marktgesetze und Nationalismus...
Nach seinem Debüt 'Dene wos guet geit' 2017 schenkt uns Cyril Schäublin mit 'Unruh - Ein Schweizer Sommer der Anarchie' (2022) einen Historienfilm, wie er schöner und aktueller nicht sein könnte. Mit sorgfältig komponierten Bildern feiert dieser Film die Handwerkskunst der Uhrmacherei und verknüpft sie mit einer klaren politischen Haltung. Durch Verfremdung und Ironie wird deutlich, wie aktuell und universell das Thema von 'Unruh' ist.