Die beiden in die Gesellschaft integrierten Freunde Benny und Marko täuschen für eine TV-Doku-Serie vor, arbeitslose Kleinkriminelle mit Migrationshintergrund zu sein, bis sich das Blatt wendet und die von ihnen erfundene Wirklichkeit sie einholt: Marko (Aleksandar Petrovic) und Benny (Faris Rahoma), zwei Wiener mit sogenanntem 'Migrationshintergrund', sind vollständig integriert. So sehr, dass sie kaum noch als fremd wahrgenommen werden, wären da nicht Bennys schwarze Haare. Als die beiden aufgrund ihres Aussehens am 'Rudolfsgrund', einem ethnisch durchmischten Vorstadtviertel, von der ambitionierten TV-Redakteurin Marlene Weizenhuber (Doris Schretzmayer), die nach Protagonisten für ihre TV-Dokureihe sucht, angesprochen werden, geben sie sich als kleinkriminelle und abgebrühte Migranten aus, die es faustdick hinter den Ohren haben. Damit ihre Lüge nicht auffliegt, bauen sie sich eine zweite Identität, die aus Klischees und Vorurteilen besteht. Und während die beiden durch die Erfüllung dieser Erwartungen und Vorurteile die Serie zum Erfolg machen, setzen sie sich gleichzeitig zum ersten Mal mit den echten Integrationsschicksalen auseinander - auch mit ihren eigenen...
'Die Migrantigen' ist eine politisch unkorrekte Komödie über moderne Klischees, falsche Identitäten und 'echte Ausländer', falls es die überhaupt gibt. Regisseur Arman T. Riahi (geboren 1981 im Iran, Regie bei der Nazar-Doku 'Schwarzkopf' sowie Co-Regie mit seinem Bruder Arash T. Riahi bei 'Everyday Rebellion' und 'Kinders') hat mit seinen Freunden Faris Rahoma und Aleksandar Petrovic das unfassbar komische und sehr zitierbare Drehbuch Faris und Aleksandar quasi auf den Leib geschrieben. Ihre (durchaus auch eigene) Erkenntnis: Migrationshintergrund ist nicht gleich Migrationshintergrund. Eine Riesenfreude macht auch die fantastische Doris Schretzmayer (u.a. aus 'Gruber geht' und 'Landkrimi: Höhenstraße') als taffe Redakteurin auf Abwegen. Armans Bruder Arash T. Riahi und Karin C. Berger produzierten. Gedreht wurde u.a. am Wiener 'Hannovermarkt', Eingeweihte erkennen auch so manche Wiener Bar und die heimliche Liebeserklärung ans legendäre Funkhaus. Für Nebenrollen konnte man u.a. Größen wie Josef Hader und Dirk Stermann engagieren. Tatsächlich alle an die Wand spielt in seinen genialen Kurzauftritten der unglaubliche Mehmet Ali Salman, Straßenleben-Experte-Juwel, den man sofort ebenfalls in einer Hauptrolle sehen will. Oder acht. Die schauspielerische Qualität bis hin in die kleinste Nebenrolle sowie ein kluges Drehbuch bei aller Comedy sind Beweis dafür, dass es sowas im österreichischen Kino öfter braucht: ernstgemeinte 'Diversity' in Sachen Story und Besetzung. So besticht die wilde Komödie mit sehr viel Schmäh und dabei immer auch Wahrhaftigkeit, liebenswert vom Titel (auf Englisch übrigens 'The Migrumpies') bis zur Schlusspoint.