Die gefeierte Schauspielerin Marcelline (Valeria Bruni Tedeschi) schlittert mitten in den Theaterproben in eine ausgewachsene Sinnkrise. Bewegung statt Psychologie, verlangt der eigenwillige Jungregisseur; Marcellines ewig junge Mutter verfolgt sie unaufhörlich mit Ratschlägen; und ihre Gynäkologin erinnert sie mit schonungsloser Offenheit daran, dass sie kurz vor ihrem 40. Geburtstag steht, Single, kinderlos und selbst wie ein staunendes Kind in einer unbegreiflichen Welt. Traum und Wirklichkeit, Hingabe und Eigensucht, Leben und Fiktion beginnen sich zu durchkreuzen: Da findet sich der Geist ihres verstorbenen Vaters zum nächtlichen Zwiegespräch auf dem Familiensofa ein, wird ihre Theaterfigur plötzlich lebendig, schmeckt der Kuss des jungen, rätselhaft verführerischen Schauspielerkollegen Éric (Louis Garrel) nicht mehr nur auf der Bühne...
In ihrem zweiten Spielfilm 'Actrices ...oder der Traum aus der Nacht davor' (2007) erzählt Valeria Bruni Tedeschi vom schmerzhaft brennenden Verlangen, das eigene Leben vor sinnloser Gewohnheit zu retten, mit der eigenen Sehnsucht gegen fremde Träume anzuspielen und der Einsamkeit ein befreiendes Lachen entgegenzusetzen. 'Actrices' ist eine wunderbar anrührende, schonungslos selbstironische Tragikomödie voller funkelnder Dialoge und überraschender Wendungen, von Kamerafrau Jeanne Lapoire (siehe auch '8 Frauen' oder 'Die Zeit die bleibt') hinreißend ins Bild gesetzt. Neben Valeria Bruni Tedeschi glänzen u.a. Noémie Lvovsky, die auch am Buch mitgewirkt hat, Mathieu Amalric, Louis Garrel, Valeria Golino und Marisa Borini, im Film wie im Leben Valeria Brunis Mutter. 'Actrices' wurde auf dem Festival in Cannes mit dem 'Prix Spécial du Jury' in der Sektion 'Un Certain Regard' ausgezeichnet. Tedeschi selbst über ihren Film: "Ich wollte Menschen zeigen, die leben. Wir leben und träumen, wir schlagen eine bestimmte Richtung ein, und irgendwann glauben wir, dass wir uns getäuscht haben. Wir wollen umdrehen, den Weg, die Richtung ändern. Wir hoffen, dass unser Leben irgendwie aus dem Gleis springt. Denn dieser alte Weg ist es nicht, das kann es nicht sein, was den Rest unseres Lebens ausmacht. Was haben wir aus unserem Leben gemacht? Hatten wir wirklich eine Wahl? Der Humor in 'Actrices' ist immer etwas tragikomisch. Als würde man auf einer Beerdigung plötzlich einen Lachkrampf bekommen, man schämt sich dafür, und doch ist es befreiend. Ich weiß nicht, wie ich die Gründe für diese Art des Lachens erklären kann. Vielleicht ist da etwas in uns, das rebelliert, das unpassend sein möchte. Man muss lachen, damit das Leben nicht zu beängstigend ist, damit der Ernst, der Schmerz und der Tod nicht so übermächtig werden, dass sie die Freude, das Glück oder die Liebe erdrücken. Das ist ein Lachen, um zu überleben."