Schlag Mitternacht am 15. August 1947, als Indien seine Unabhängigkeit erklärt, werden zwei Babys in einem Krankenhaus in Bombay geboren. Eine Krankenschwester spielt Schicksalsgöttin und vertauscht die Neugeborenen. Saleem Sinai, der uneheliche Sohn einer armen Hindu und Shiva, der Sprössling einer reichen, traditionsbewussten muslimischen Familie, sind nun dazu verdammt, ein Leben zu führen, das eigentlich für den anderen bestimmt war. Eines ist ihnen jedoch gemeinsam: Wie alle 'Mitternachtskinder' haben Saleem (Satya Bhabha) und Shiva (Siddharth) die besondere Fähigkeit, die Gedanken anderer Menschen lesen zu können. So treten die beiden in Kontakt und ihre unterschiedlichen Lebenswelten verbinden sich zunehmend - untrennbar verwoben mit der wechselvollen Geschichte Indiens, zwischen Aufbruch und Katastrophe...
Beginnend mit der ungewöhnlichen Liebesgeschichte von Saleems Großeltern bis hin zur Geburt seines Sohns ist 'Mitternachtskinder' auf der einen Seite ein groß angelegtes Gesellschaftspanorama, auf der anderen ein intimes und nuanciertes Porträt all seiner Figuren. Intensiv, humorvoll, magisch - der Film zaubert wunderbare, kräftige Bilder (Kamera: Giles Nuttgens) und Charaktere auf die Leinwand, die so vielfältig sind wie Indien selbst und die man so schnell nicht wieder vergisst. Als Initiationsgeschichte voller Irrungen und Wirrungen bezeichnet Deepa Mehta (Regisseurin der 'Elemente' Trilogie 'Fire, Earth & Water') ihr groß angelegtes, mit 127 Sprechrollen besetztes, fünf Jahrzehnte umfassendes Epos. Es geht um die Fehler, die Menschen machen, deren Folgen und die Last von Erwartungen. Kunst, Krieg, Politik. Im Zentrum steht eine indische Familie, stellvertretend für das Schicksal Indiens. Drehbuch und Romanvorlage stammen von Salman Rushdie, u.a. Autor von 'Die satanischen Verse', der seinen 1981 erschienen Bestseller als seinen 'Liebesbrief an Indien' begreift. Ganz dem Geist des Buches verpflichtet, sieht er den Film als Kunstwerk, das ganz für sich selbst besteht. Obendrein ist 'Mitternachtskinder' ein Aufruf zur Völkerverständigung, zur Demokratie, zum Frieden. Großes Kino.