War es in den 70ern leicht skandalös zu sein, so muss man heutzutage eine ordentliche Schippe drauflegen, um diesen Status zu erreichen. So lässt eine 1963 für Empörung sorgende Masturbations-Szene von Ingrid Thulin in Das Schweigen heute so ziemlich jeden kalt. Alles von Sex bis Gewalt scheint schon einmal dagewesen zu sein und die Grenzen sind anders gesetzt.
Wer in der heutigen Zeit mit seinem Film auf sich aufmerksam machen will, ist daher gezwungen, etwas zu zeigen, was selbst den Zuschauer des 21. Jahrhunderts den Atem stocken lässt.
Nicht verwunderlich, dass immer mehr anstößige und provokante Szenen in Drehbüchern auftauchen, denn wer bekannt sein will muss von sich reden machen und dies ist in dieser scheinbar abgehärteten Zeit kein leichtes Unterfangen mehr.
Niemand spricht über das Gewöhnliche, doch jeder interessiert sich für das Skandalöse und genau dies soll auch unser Thema in diesem Artikel sein. Skandalbehaftete Filme die für Furore sorgen - heute wie damals - haben wir für Sie in einer Collection zusammengeführt. Was immer diese Filme an Gefühlen in Ihnen auslösen - Empörung, Unverständnis, Scham oder gar Neugier - wir hoffen, Sie fühlen sich gut unterhalten.
Hollywood hat Sex - und die Kamera ist dabei
Will man für einen Skandal sorgen, fährt man mit besonders realistisch oder auch außergewöhnlich dargestellten Sexszenen eine sichere Schiene. Und wenn es sich bei den Darstellern auch noch um einen bekannten Hollywood-Star handelt, ist der Skandal perfekt inszeniert.
So ziemlich jedem ist der Film Basic Instinct (1992), zumindest vom Hören bekannt, das liegt nicht zuletzt an dem wohl bekanntesten Beinüberschlag der Filmgeschichte, ausgeführt von Sharon Stone, die keinen Slip trug und somit tief blicken ließ.
Bevor Stone diese Rolle angeboten wurde, hatten u.a. Michelle Pfeiffer, Kim Basinger und Geena Davis die Rolle abgelehnt. Geschadet hat es Stones Karriere keinesfalls, so wird sie auch demnächst wieder in Lovelace, einem Softerotikfilm, an der Seite von Amanda Seyfried zu sehen sein.
Ähnliches Aufsehen erlangte Bruce Willis mit seiner Rolle in dem Erotik-Thriller Color of Night (1994). Als er Jane Marchs Reizen verfällt und dabei sein bestes Stück enthüllt. Im Jahre 2003 legte Schauspielerin Meg Ryan ihr braves-Mädchen-Image ab und zeigte sich in In the Cut ausgiebig nackt und ließ sich von Mark Ruffalo in seine Sexfantasien entführen.
Für einen echten Skandal sorgte bei den Filmfestspielen in Cannes 2003 der Film The Brown Bunny, in Deutschland überraschenderweise mit "FSK 16" ausgezeichnet. Bei diesem sieht man Chloë Sevigny (Kids) bei einer Szene, wie sie ihrem Filmpartner und Regisseur des Films, Vincent Gallo, einen Blowjob gibt. Für Aufregung sorgte die Tatsache, dass der Oralsex echt und nicht gespielt gewesen sei. In einem Interview mit der Guardian sagte Sevigny dazu:
" Für mich war es nicht so schlimm, ich war schon vorher mit Vincent intim."
Ken Park (2002) wurde aufgrund seiner Handlung in Amerika nur zensiert auf den Markt gebracht und Australien entschied sich sogar ganz gegen den Film von Larry Clark, der auch für Kids (1995) und Bully (2001) verantwortlich ist. Der Film zeigt Jugendliche und ihr Sexleben. Auch wenn die Darsteller im wahren Leben alle um die 20 Jahre alt waren, erntete der Film für dieses heikle Thema jede Menge Kritik.
Sex allein - ein schlüpfriges Thema - gemischt mit Gewalt - Pietätlos?
In Wahrheit war die Szene zwar lediglich 9 Minuten lang, führte aber dennoch dazu, dass bei der Premiere des Films, von 2.400 Besuchern rund 200 vorzeitig den Saal verließen. Schon in der Vergangenheit sorgten Filme für Aufruhr, wie die französisch-italienische Koproduktion von 1975 Die 120 Tage von Sodom oder im darauf folgenden Jahr das Erotik-Drama Im Reich der Sinne.
Ebenso der im Jahr 2000 entstandene Thriller Baise-moi, in dem zwei junge gedemütigte Frauen Rache an der Männerwelt nehmen und dabei auch keinen Halt vor Frauen und Kindern machen. Von dem französischen Staat wurde Baise-moi, dessen Untertitel "Fick mich" lautet, in die Pornokinos verbannt. Regisseurin Virginie Despentes entschied sich für Karen Lancaume, eine der beiden Hauptdarstellerinnen, da sie zuvor bereits Erfahrungen in Pornos gesammelt hatte. Lancaume nahm sich am 28. Januar 2005 das Leben.
Gewalt im Film - ein Skandal - auch ohne Sex pikant
Spiegel Online schrieb: "Der Skandal ist serviert" und bezog sich dabei auf das ekelerregende Sequel des Kultfilms Das Schweigen der Lämmer (1990). Mittelpunkt des Geschehens in Hannibal (2001) ist Kannibale Hannibal Lecter, der von Anthony Hopkins verkörpert wird.
Aufgrund des hohen Ekelfaktors des Films sei es laut der Bild-Zeitung auf der Berlinale zum vorzeitigen Verlassen des Kinosaals gekommen. Vor allem Frauen soll Hannibal sprichwörtlich auf den Magen geschlagen haben. Ironischerweise betonte Hopkins in einem Interview:
"Ehrlich gesagt mag ich Fleisch sowieso nicht besonders."
Ein empfindliches Thema nimmt sich auch Mel Gibson als Regisseur des Dramas Die Passion Christi (2004) an. In einer Orgie aus Blut und Gewalt, in der Folterszenen in Zeitlupe dargestellt wurden, um die Brutalität zum Ausdruck zu bringen, zeigt Gibson die letzten Stunden des Sohn Gottes. Für diese Art der Schilderung, fand er sich und seinen Film in Kreuzfeuer der Kritik wieder. Insbesondere jüdische Interessenverbände beklagten, die Juden seinen als blutrünstiges Volk dargestellt worden.
Abschließend kann man wohl folgendes Resultat daraus ziehen: Die Regisseure dieser Filme waren sich der Auswirkung ihrer Filme durchaus bewusst.
Ein skandalbehafteter Film erhält Aufsehen, regt Interesse an und sorgt für Kritik - gute sowie schlechte. Aus der Sicht eines Regisseurs sollte man meinen:
Wenn die ganze Welt über deinen Film berichtet, sich echauffiert und diskutiert, dann hast du alles richtig gemacht!