In einer derart prall gefüllten cineastischen Präsenz des Coming-Outs und der Homosexualität als solcher ist es schwer, eine Thematik aufzugreifen, die nicht zwangsweise klischeebeladen ist, sondern schlicht und ergreifend zeigt, dass es auch bodenständige gleichgeschlechtliche Charaktere und Beziehungen gibt. In diesem Film wurde genau das sehr angenehm umgesetzt. Da es vorrangig erst um die kleinen und größeren Sorgen des Alltags und familiäre Zwistigkeiten geht, gerät das Thema nicht zu schnell und zu gravierend in den Fokus der Aufmerksamkeit, sondern entwickelt sich im Fortgang der Geschichte zur Wendung, die, nachdem der erste "Schock" verdaut ist, das Leben für alle Beteiligten angenehmer macht. Zusätzliche Hingucker sind natürlich die Möchtegern-Mama Cass aus der Nachbarswohnung, gespielt von Comedienne Tameka Empson, und natürlich allen voran Mutter Sandra, die mit ihren wechselhaften und eigenwilligen Gemütsregungen die Geschichte aufpeppt, bis am Ende klar ist: im Grunde ist auch sie eine herzensgute Mutter und ist glücklich, wenn ihr Sohn es ebenso ist. Sehr lebendig und nachvollziehbar erzählt, für mich eines der wenigen echten Highlights dieses Genres.

In Großbritannien werden Matt Lucas und David Walliams bereits seit Jahren als legitime Erben Monty Pythons gefeiert. Und diesen Ruf verdienen sie wohl auch. Die humoristische Bandbreite beschränkt sich nicht nur auf diverse englische Prominente, die in abstrahierter Form in der Serie auftauchen (beispielsweise Anthony Head als Premierminister, der - auch im Bezug auf die Pressemeldungen - ein Comedy-Äquivalent zu Tony Blair bietet), sondern auch auf diverse menschliche Abgründe von britischen Bürgern im Allgemeinen. Hierbei werden vor allem Randgruppen in Extremformen wundervoll parodiert (zum Beispiel Dafydd Thomas, der "einzige Schwule im Dorf" - eine Persiflage auf die immer noch häufig vorhandene Abkapselung homosexueller Männer und Frauen und deren absoluten Identifizierung mit ihrer sexuellen Orientierung als einzigen Lebensinhalt). Die Vorurteile werden hierbei weniger als Witze dargestellt, sondern eher in einen Kontext gerückt, der sie in den Fokus und damit die Aufmerksamkeit des Zuschauers rückt, der sich nach jeder Folge die Frage stellen kann: Sind Menschen wirklich so intolerant?
Das Format ist - genau wie "Kalkofes Mattscheibe" - aus einer ehemaligen Radioserie hervorgegangen, und die visuelle Umsetzung der Sketche durch die beiden Hauptprobanden und Autoren gibt den irrwitzigen Szenarien den letzten Schliff. Keine Personifikation ist den beiden zu abstrakt, keine derbe Pointe zu abgründig. Und am Ende empfindet man mit den Figuren außer Schadenfreude über ihre Missgeschicke ebenso Mitleid und vor allem eins: Sympathie.

Der Name Loriot steht für weit mehr als einen der genialsten Komiker der deutschen Geschichte. Vicco von Bülow ist mit Abstand der feinste und genaueste Beobachter von menschlichen Macken und Eigenheiten, der die Fernsehlandschaft je erobert hat. Und so wie seine Filme, sind auch seine Sketche voll damit gespickt. Mal liebevolle Anekdötchen humorvoll verpackt, mal absurde Einzelsituationen urkomisch inszeniert, versteht er es, den geistig offenen Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Diese Sammlung ist die erste wirklich vollständige, die lange auf sich hat warten lassen. Sie enthält - im Gegensatz zur alten Box - fünf Stunden zusätzliches, zum Teil unveröffentlichtes Material aus den eigenen Archiven, die behutsam digital aufgearbeitet wurden und den Genuss dieser Kollektion optimieren. Doch was wäre Loriots geniale Schreibkunst ohne seine langjährige Partnerin, die unvergessene und unvergleichliche Evelyn Hamann, die mit ihrer eigenen Art den Witz der Szenen auf die Spitze führt. Ein großes Stück deutsche Geschichte und Kulturgut, das unverzichtbar in jede gute Sammlung gehört. Darüber hinaus wird Loriot niemals langweilig werden, denn selbst die Sketche aus den 70er Jahren sind heute noch genau so aktuell und zeitgemäß wie eh und je, und sie werden es wohl noch lange bleiben. Bleibt nur zu sagen: Pappa, wir danken dir!

Ich habe mir den Film eigentlich nur deshalb zugelegt, um mir Kylie Minogues Schauspielkünste einmal näher anzusehen, da sie für "Neighbors" ja in höchsten Tönen gefeiert wurde. Und dann das ...
Ich habe bis heute die Story des Films noch nicht wirklich verstanden. Die Rollen agieren extrem surreal und nicht nachvollziehbar, und Miss Minogue hat im Prinzip eine völlig nichtssagende Rolle, muss für den Film aber - als prominenteste Darstellerin - als Aushängeschild herhalten. Der einzige Höhepunkt ist Kylies beigesteuerter Song "The Real Thing". Dieser läuft im Abspann, also ist das letzte Kapitel der DVD mit Abstand das interessanteste.

Auch wenn viele jetzt Schande über mein Haupt sprechen: dieser ist der erste Allen-Film, den ich gesehen habe. Kontroversen und ambivalente Meinungen hat der kleine Zauselkopf ja schon immer angerichtet. Aber das Angebot an Schauspielern hat mich dann doch gereizt, einen Blick zu wagen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Eine herrlich schräge Story, gepaart mit manchmal subtilem, manchmal offensichtlicherem Humor, sowohl in schlichten als auch in absurd-verzerrten Bildern festgehalten. Hier werden sich die Geister wieder scheiden: die einen finden den Film langweilig, die anderen werden von der Handlung und dem urkomischen Paar Allen-Johansson so gefesselt, dass sie sich nicht mehr losreißen können. Ein zusätzlicher komödiantischer Aspekt ist die Untermalung mit klassischer Musik, die trotz ihrer auffallend seltsamen Platzierung dennoch harmonisch in die skurrile Handlung eingebettet ist. Alles in allem: sehenswert auf jeden Fall. Für Fans des ironisch gefärbten Humors definitiv ein Tipp.

Tina Turner hatte ein bewegtes Leben. Als Anna Mae Bullock zum ersten Mal öffentlich zum Mikro greift, ahnt noch niemand, dass aus ihr eine der größten Persönlichkeiten der neueren Musikgeschichte werden sollte. Ike Turner, in den 50ern gefeierter Rock'n'Roller, nimmt sie unter seine Fittiche, heiratet sie, macht sie zu seiner Partnerin - und das Unglück nimmt seinen Lauf. Das Leben, das von Gewaltausbrüchen, Misshandlung und persönlichen Niederlagen gezeichnet war, sollte mit der Trennung von Ike und dem glorreichen Comeback mit "What's Love Got To Do With It" (bis heute ihre einzige #1 in den USA) endlich einen Neuanfang bringen. Eine brilliante Angela Bassett präsentiert die Rock-Oma, als wäre sie selbst Tina. Untermalt mit Klassikern und Neuaufnahmen aus ihrer Karriere bis dato, ist diese Lebensgeschichte Tina Turners nicht nur ein interessantes Filmvergnügen, sondern ein Mahnmal für den eigenen Willen und Selbstachtung. Und man freut sich umso mehr über den sagenhaften 70. Lenz der Rockröhre in diesem Jahr - ihr Glanz ist dennoch nie erloschen.

Im Grunde eine witzige Idee, die leider nicht ganz überzeugend in der Umsetzung geraten ist. Es ist im Grunde nur ein Handlungsstrang möglich, dessen Verlauf durch diverse Entscheidungen verändert werden kann, manchmal bleibt aber auch keine andere Wahl als die Vorgabe des Spiels. Die Ladies der Wisteria Lane wurden sehr gut getroffen, jedoch fehlen natürlich die Originalstimmen der Synchronsprecher, was das ganze etwas verfremdet. Zu einmal Durchspielen ganz nett, aber leider zu kurzweilig und einseitig.

Ich war anfangs sehr skeptisch dem Film gegenüber, weil ich ihn für eine Lobhudelei für den Dieter hielt. Doch nach erstmaliger Begutachtung habe ich schnell festgestellt, dass er ihn selbst so ironisch darstellt, wie er sich selbst auch immer wieder gern zeigt. Und er enthüllt auf sehr deutliche Art und Weise das Dilemma des Herrn Bohlen über die Jahre hinweg, das ihn schließlich bei DSDS hat landen lassen. Oscarreif sind die Darstellungen von der plärrenden Verona und der Schnapsdrossel Naddel - herrlich karikiert und schonungslos überteieben. Auch als Nicht-Fan war ich angenehm überrascht.