Mann unter Feuer
Action, Thriller
Bewertung und Kritik von
Filmfan "Nordland" am 17.09.2009Mit Fug und Recht kann behauptet werden, dass es sich bei "Mann unter Feuer" um zwei Filme in einem handelt. Schon zu Beginn des Streifens ist klar, die kleine Pita wird entführt werden. Doch bis dahin vergeht eine Menge Zeit. Nicht umsonst nimmt dieses Werk knapp 150 Minuten für sich in Anspruch. So lernen wir in der ersten Hälfte vor allem den Bodyguard Creasy und Pita näher kennen. Denzel Washington überzeugt wie eh und je mit einer glanzvollen Darstellung eines schwierigen Charakters. Zuerst spielt er den harten Kerl, der sich in sein Innerstes zurückgezogen hat und seine Gefühle, sofern er denn noch welche haben sollte, keinesfalls seiner Umwelt preisgibt. Auf der anderen Seite steht die überaus begabte Dakota Fanning, die dem Charakter der Pita überschwängliche Lebenslust und Gefühle verleiht, die Creasy schon lange nicht mehr spürt. Wir erfahren, wie Pita langsam aber sicher den Eisblock in Creasy's Brust zum Schmelzen bringt und ihn mit ihrer Phantasie und ihrer Neugier ganz neu inspiriert. Schon hier schaffte es Tony Scott, Regisseur und Produzent, immer eine gewisse Grundspannung zu halten, die ihren Höhepunkt zwangsläufig in Pita's Entführung findet.
Was dann folgt, lässt sich als aberwitziger Rachefeldzug charakterisieren, der sich als Actionfilm in Reinform entlädt. Explizit werden einem die gängigen Foltermethoden auf den Straßen Mexikos nahegebracht und an wilden Schießereien mit heftigen Explosionen wurde ebenfalls nicht gespart. Harte Sitten, aber von der Realität nicht wirklich abweichend. Wenn auch etwas überspitzt dargestellt, führt die organisierte Mafia, fernab jeder Bürokratie oder Staatsgewalt, tatsächlich ihre Machtkämpe mit allen Mitteln durch. Korruptionen und Mitwisserschaften innerhalb der Polizei sind, ganz wie im Film, an der Tagesordnung. Dass diese Zustände vor nicht allzu langer Zeit auch im alten Europa herrschten beweißt die Tatsache, dass der Original-Roman "Mann unter Feuer" eigentlich in Italien spielt. Im Jahre 1980 sicherte man sich die Filmrechte an diesem Buch, doch erst jetzt kam der Entschluss, diese Rechte ihrer eigentlichen Bestimmung zuzuführen. Da das heute Italien mit dem von vor über 20 Jahren nicht mehr vergleichbar ist, wichen die Produzenten nach ausführlichen Recherchen auf Mexiko aus.
So wurden fast alle Aufnahmen unter großen Anstrengungen an Originalschauplätzen in Mexico City gedreht. Auf diese Weise offenbaren sich dem Zuschauer die lauten, verschmutzen und überfüllten Straßen im Kontrast zur reichhaltigen und kulturell wertvollen Architektur dieser Hauptstadt. Eingefangen wurden die Szenen oftmals mit kleinen, grobkörnigen Handkameras, die zusammen mit dem einzigartigen Einsatz von Licht, Farben und Filmbelichtung einen turbulenten Eindruck hinterlassen. Emotional Untermalt werden die Eindrücke mit einem markanten Soundtrack, der sich vor allem aus rhythmischen Instrumentalstücken zusammensetzt.
Die beträchtliche Länge des Streifens lässt, anders als es vermuten lässt, keinerlei Langeweile beim Publikum aufkommen, denn zu facettenreich spielt sich die Handlung auf der Leinwand ab. Neben den beiden Hauptdarstellern sehen wir einen überzeugenden Christopher Walken, der ausnahmsweise mal nicht den Bösewicht spielt. Laut eigener Aussage hatte er die Nase voll, immer auf der dunklen Seite zu stehen. Das Ergebnis soll ihm Recht geben. Das altbekannte Gut gegen Böse-Prinzip tritt im aktuellen Werk von Tony Scott merklich in den Hintergrund zurück und stattdessen werden andere Werte wie Courage und Lebenssinn in den Vordergrund gerückt. Wenn auch manchmal etwas überdreht, zeigt "Mann unter Feuer" auf, dass jeder Mensch eine Lebensaufgabe finden kann und dafür bis zum Letzten kämpfen sollte, denn die einzige Konstante in unserem Leben ist Veränderung.
ungeprüfte Kritik