Drama, Kriegsfilm
Bewertung und Kritik von
Filmfan "dikoro" am 31.05.2010Und morgen war Krieg
Dieser Film war schon lange auf meiner Wunschliste, nun konnte ich ihn endlich sehen.
Zur Handlung:
Erwarten Sie auf Grund des Titels keinen weiteren russischen Kriegsfilm, ganz im Gegenteil, es ist ein eher leiser, doch erschütternder, verstörender und sehr eindringlicher Film über eine neunte Klasse, irgendwo in einer Stadt in der Sowjetunion, mitten im finstersten Stalinismus. Die Handlung ist, wie der Titel schon andeutet, kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen angesiedelt. Es sind schlimme Zeiten für jeden, der eigenständig oder anders denkt als die "Gemeinschaft" (die Partei), und diese Gemeinschaft hat ihre Ohren überall.
Es beginnt im Grunde damit, dass die Schüler bei einer Mitschülerin Verse eines als Dissidenten stigmatisierten Dichters rezitieren. Eins der Mädchen, ein im Sinne Stalins Erzogenes, ist darüber anfangs empört, muss aber verwirrt feststellen, dass sie die Gedichte wunderschön findet. Trotzdem berichtet sie der Lehrerin davon. Allerdings beginnt sie langsam auch, als unverrückbar geltende Wahrheiten zu hinterfragen.
Die Handlung führt kurze Zeit später nach mehreren harmlos scheinenden Ereignissen plötzlich zur Verhaftung des Vaters der Gastgeberin, eines angesehenen Ingenieurs. Die Schüler halten gegen den Druck von Lehrerin und Eltern weiter zur Tochter des Verhafteten, als die sich weigert, sich vom Vater los zu sagen. Als das Mädchen eine verzweifelte Tat begeht, regt sich in den anderen Schülern zagaft, doch ständig wachsend, Unmut und somit Widerstand. Dass der Film kein Happy End haben kann, dürfte klar sein, schließlich kommen auf die Protagonisten erst kurz darauf ein grausamer Krieg und insgesamt noch fast 13 Jahre Stalin-Herrschaft zu.
Mein Fazit:
Einer der Filme, die man gesehen haben sollte, weitab vom Hollywood-Mainsteam-Kino. Der Regisseur bedient sich geschickt des Wechsels zwischen Schwarzweiß- und Farbszenen, passend zur Stimmung im Film. O ja, es gibt natürlich auch glückliche Momente, Ausgelassene Unbeschwertheit und sogar etwas, teils unfreiwillige, Komik, besonders, wenn man in der DDR aufgewachsen ist...
Der Film brachte mir wieder einmal zu Bewusstsein, welcher Willkür Menschen andere Menschen aussetzen können, und welches Glück WIR haben, einfach schon dadurch, später geboren zu sein.
Bleibt noch zu erwähnen, dass der Film 1986 gedreht wurde, im Jahr der Tschernobyl-Katastrophe und gerade ein Jahr nach Gorbatschows Amtsantritt. Damals war es noch nicht selbstverständlich in der UdSSR, mit dem Stalinismus abzurechnen oder überhaupt offen zu sagen, was man dachte, die Perestroika steckte noch in den Kinderschuhen.
Mein Tipp: 5 Sterne. Ausleihen!
ungeprüfte Kritik