Wer war der Mann, den Martha geliebt und mit dem sie seit Jahren zusammengelebt hat? Nachdem ihr Ehemann Paul plötzlich verschwindet, beginnt Martha zu realisieren, wie wenig sie über ihn wusste. Sie trifft Alexander, der sie an Paul erinnert. Statt sich der Trauer zu stellen, beginnt sie abrupt ein neues Leben. Aber geht das so einfach? Vor der lebenszufriedenen Martha (Sandra Hüller) stehen eines Tages zwei Polizistinnen, um ihr das Verschwinden ihres Ehemannes mitzuteilen. Plötzlich sieht sie sich mit der Frage konfrontiert: Wie gut kannte sie ihren Mann Paul (Felix Schmidt-Knopp) eigentlich wirklich? Sie begegnet Alexander (Georg Friedrich), und er weckt ihre Sehnsucht. Wird ihre Zukunft anders sein als ihre Vergangenheit? Kennt sie nun den, den sie liebt, wirklich? Oder liebt sie doch nur den, den sie kennt? Ein aufgedecktes Doppelleben, eine neue Chance, eine neue Liebe sind die Elemente einer traumatischen Krise, deren spannender Verlauf zu fast allen zentralen Fragen von Identität und Existenz führt - und dabei die Frage individueller Trauerarbeit in den Mittelpunkt stellt. Ein Film wie eine Reise zum Mittelpunkt der Unschicklichkeit: Die Geschichte der unwürdigen Witwe, ein aberwitziger Balanceakt zwischen Drama und Aufbruch, zielt mitten ins Herz der verunsicherten Zuschauer...
'Über uns das All' feierte seine Weltpremiere auf der Berlinale als Panorama-Special und gewann dort den 'Prix Europa Cinemas'. Im Debüt von Jan Schomburg nach eigenem Drehbuch spielen Sandra Hüller (u.a. 'Requiem', 'Madonnen', 'Anonyma', 'Der Architekt' - Silberner Bär 2006, Bayerischer Filmpreis 2005 und Deutscher Filmpreis für 'Requiem' 2006), Georg Friedrich ('Nordwand', 'Silentium', 'Hundstage') und Felix Schmidt-Knopp ('Nichts als Gespenster', 'Late Show'). Was passiert, wenn jemand plötzlich stirbt, wenn wir um jemanden trauern, den wir zu kennen meinten? Ist das Bild, das wir von jemandem haben, unsere Wahrnehmung des anderen, die ganze Wahrheit? Kann ein Trauma wie der plötzliche Tod eines geliebten Menschen uns dazu bringen, ein solches Bild, eine Situation, einen Zustand unbedingt zu bewahren? In Zeiten ständig zunehmender öffentlicher Profilierung, ob bei Facebook, YouTube, Twitter oder in TV-Shows, brennt die Frage nach Identität noch heftiger: Je mehr wir von uns präsentieren können, desto weniger sicher können wir sein, was wir wirklich wissen, über uns und über andere. 'Über uns das All' thematisiert die Themen Tod und Neuanfang, mit allen möglichen Projektionen, Erwartungen, Geheimnissen und Missverständnissen aus der Vergangenheit allerdings mit einer gewissen Leichtigkeit und einem Sinn für Humor. Nichts scheint zu sein, wie es wirklich ist. Oder doch? Was packend wie ein Suspense-Thriller beginnt, entwickelt sich zu einer mutigen, präzisen Studie menschlicher Verwandlungs- und Anpassungskünste. Dabei geht es um Sehnsüchte, um Liebe, aber auch um Routine. Und wie weit man gehen kann, oder muss, um sich und sein Leben zu behalten. Der Film hinterlässt beim Zuschauer einen Nachhall: Die Frage nach der Fähigkeit zu trauern.
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