'Das Andechser Gefühl' (1974): In 'Andechs', dem Wallfahrtsort für Biertrinker, lebt ein Lehrer (Herbert Achternbusch). Er vernachlässigt seinen Unterricht, nimmt seine Frau nicht wahr und schiebt sein Kind weg. Er ist einsam. Allein das Andechser Bier scheint ihn noch am Leben zu halten. Beim Bier, da wird sein Traum wach, da bringt er die Sehnsucht nach einer Filmschauspielerin in den Kopf auf die er bereits zehn Jahre wartet. Da hat er ein Gefühl, ein Gefühl, dass er nicht allein ist, ein Gefühl, dass er eine Zukunft hat. Aber im Suff bricht auch die Angst ein. Morgen wird es mit ihm dahin sein, morgen wird er sterben, denn er ist ein Lehrer, der vor Prüfungen bis zur Todesangst durchdreht. Morgen hat er die letzte über seinen weiteren Verbleib im Staatsdienst entscheidende Prüfung. Ob die Filmschauspielerin kommt? Wenn sie mich noch einmal sehen will, sagt er, dann muss sie heute kommen. Im gelben Auto kommt sie, im gelben Kleid steht sie vor ihm, der Traum ist Wirklichkeit, aber nach der ersten Begeisterung wissen sie nicht mehr, was sie sich zu sagen hätten. Die Filmschauspielerin will nach Italien weiterfahren. Der Lehrer besteht seine Prüfung. Der Traum ist aus, das Leben seines letzten Sinnes beraubt. Der Lehrer will lieber sterben. In der eigenen Küche provoziert er seine Ehefrau, indem er die Filmschauspielerin bei der Hand nimmt und in Anwesenheit des Pfarrers zu seiner Frau erklärt. Im Ausbruch einer zehnjährigen Missachtung ersticht sie ihren Mann, den sie liebt: Dein Wahn ist meine Wirklichkeit. Der Traum ist aus, das Bier genossen, das Kind brüllt nach seinem Vater. Die Filmschauspielerin steigt ins Auto. Möge sie bei ihrer Arbeit den Traum nicht vergessen.
'Die Atlantikschwimmer' (1976): Zwei Freunde sind allgemein lebensmüde. Sie trösten sich im Tierpark, sie trösten sich im Gasthaus. Da geht es um Liebe, Macht und Geld. Als Heinz (Heinz Braun) das Gewehr auf die Brust gesetzt wird, fällt ihm das Kaufhaus 'Mix-wix' ein, das mit 100.000 Mark Schwimmer und Nichtschwimmer zur Atlantiküberquerung lockt. Herbert (Herbert Achternbusch ), Bademeister, bringt seinem Freund, der Briefträger ist, das Schwimmen bei. Eine Schwimmlehrerin schaltet sich ein, die eine große Ähnlichkeit mit Herberts verstorbener Mutter hat. Als sie bei Heinz' Atlantikstart Herbert darauf aufmerksam macht (sie trägt ein Kleid seiner Mutter), dass er einen zweiten Schuh seiner Mutter nie mehr finden wird, dreht er durch , wird aus Muttersehnsucht Atlantikschwimmer und gibt von nun an seltsame Gedichtchen von sich, die auf Gartenerlebnisse mit der Mutter verweisen. Atlantikschwimmer werden immer zuerst in einem Binnengewässer zu Wasser gelassen. Sie stoßen auf den Angler Alois (Alois Hitzenbichler), der Heinz von früher kennt. Er hat eine mannigfache Klopapierproduktion, gewinnt Heinz zum Mitarbeiter, seine Rollen mit Herberts Gedichtchen attraktiver zu machen. Herbert, dem Wasser entzogen, zieht jetzt selber die Mutterkleider an und dichtet sich in einen Unsterblichkeitswahn. Er soll im Ausland getestet werden, auf Teneriffa. Er überlebt den Sprung aus einem fahrenden Auto, will aber von diesen beiden Freunden nichts mehr wissen und strebt dem Atlantik zu, findet einen betrunkenen Verehrer, den er zur Nachahmung ermuntert 'Du hast zwar keine Chance, aber nutze sie!' und schwimmt hinaus. Das letzte Bild: In der Wasserwüste sein kleiner Kopf.
'Das Gespenst' (1982): Achternbuschs 10. Film handelt von einer vom Kreuze herabgestiegenen Heilandsfigur, die im Verein mit einer Nonne erfahren muss, wie schwer es doch ist, mit dem biblischen Vermächtnis einigermaßen weltlich am Leben zu bleiben. Er ist der 42. Herrgott, der 42ste von 41 und von daher schon recht unbedeutend. Ihn zieht es ins Bett dieser Oberin. Teilt er nun schon das Bett mit ihr, so muss er auch für ihren gemeinsamen Lebensunterhalt sorgen. Als Ober (Herbert Achternbusch) einer Oberin (Annamirl Bierbichler) scheint es das naheliegendste zu sein, die Gäste der Klosterschänke zu bewirten. Einfach ist dies nicht. Auch die Antworten auf banale Fragen, wie die nach dem Wiener Würstchen: 'Wenn der Wein mein Blut ist und das Brot mein Leib, was ist dann das?', erfährt er nicht. Selbst am idyllischen Teich findet er keine Linderung, kann er doch bekanntermaßen nur auf dem Wasser laufen, aber nicht darin schwimmen. Dieser 'Herabgestiegene' ist naiv und sympathisch, und wie alle Blasphemie ist das keine, sondern ein religiöser Angriff auf selbsternannte Stellvertreter auf Erde.
'Die Olympiasiegerin' (1983): Ilona (Annamirl Bierbichler), meine Mutter, war eine sportliche Schönheit vom Lande, die sich nur in der Stadt wohlfühlte. Adi, mein Vater, war sehr leger und trank gern, er war ein Spaßvogel. Dass beide meine Eltern wurden, überließ ich nicht dem Zufall, sondern der Ordnung: Ich suchte sie mir aus. Noch leben die Elternteile in den verschiedensten Welten. Adi (Herbert Achternbusch), der Zahnarzt, ist verheiratet mit Gabi (Gabi Geist) und geht trotzdem auf die Rennbahn und zum Saufen und zu Frauen. Ilona, Sportlerin bei 1860 München, ist mittellos, doch Olympiasiegerin will sie werden. Da tauche ich, der Knabe Herbert (Tobias Frank), in Adis Träumen auf, ihn zu bitten, sich auf die Suche nach meiner zukünftigen Mutter zu machen. Adi findet sie, und im Palasthotel feiern sie auf das ausgezeichnetste ihre Bekanntschaft und Liebe. Adi jedoch, eben nicht nur ein lustiger Vogel, sondern eben auch ein Weiberheld, wird von Ilona erwischt, und in äußerster Empörung schlägt sie das Paar. Mein Vater konnte sehr gleichgültig sein, und wäre ich nicht erneut in ihn gedrungen, eine zukünftige Olympiasiegerin zu meiner Mutter zu machen, er hätte es sein lassen. Indem er einen Selbstmord vortäuscht, zwingt er sie zu sich. Auf dem Boden seines Sprechzimmers haben sie mich gezeugt. Ich und der Zweite Weltkrieg hinderten sie am olympischen Sieg. Verlassen und mittelloser denn je sucht sie den Tod: das Leben gehört brutal gemeistert, oder gleich den Gashahn auf! Sie siegt und bringt mich, den zu großen Herbert, auf die Welt, unter tausend Qualen.
'Hick's Last Stand' (1990): Der Sieg der Indianer am Little Bighorn über die Weißen war der einzige in meiner Jugend. Ja, ich bin Rassist ich hasse die Weißen und bin nicht länger ihr Tanzbär, in Kansas ist Land billig, weil die Bauern verarmen. Ich habe dafür kein Verständnis, weil ich nie was besessen habe. Jetzt müssen die Bauern halt auch saufen wie ich und die Indianer. Die Amerikaner haben auf die Indianer so lange eingedroschen, bis die Indianer blöder waren als die Weißen. Es bedurfte ungeheurer Gewalt, bis das den Weißen gelang. Diese amerikanischen Hinterwäldler mussten sich riesig anstrengen, bis sie die liebenswerte Kultur der Indianer unter ihre eigene Niveaulosigkeit erniedrigt und erstickt hatten. Amerika ist so friedlich, weil sich die Amerikaner nicht in ihrem Land austoben. In welchem anderen Land sie sich gerade austoben, weiß ich nicht. Die Männer auf den Toiletten sind scheu, entschuldigen sich und verdrücken sich. Die Straße wird bald aufhören, geteert zu sein. Habe heute Nacht von Judy Garland geträumt. Habe mit ihr in Hollywood getanzt. Bin vor Aufregung aufgewacht.
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