Als der jungen Valerie (Jaroslava Schallerová) eines Nachts ein paar Ohrringe gestohlen werden, erwacht sie gerade noch rechtzeitig, um den Dieb davonlaufen zu sehen. Sie läuft ihm nach, doch auf ihrem nächtlichen Streifzug wirkt alles auf einmal seltsam fremd. Als am nächsten Tag eine Truppe Schausteller in ihr Dorf kommt, um für ein Hochzeitsfest zu spielen, bekommt die bisher heile Welt von Valeries wohlbehütetem Zuhause langsam Risse. Eine furchterregende Fratze lächelt sie aus der Menge an und auch ihre Großmutter scheint irgendwie verändert, während Vampire, lüsterne Priester und Dämonen im Dorf plötzlich ihr Unwesen treiben...
'Alice im Wunderland' trifft 'Die Märchenbraut': Jaromil Jires' surrealer Bilderbogen 'Valerie a týden divu', eine Verfilmung von Vítezslav Nezvals gleichnamigem Roman von 1935 und einer der letzten Vertreter der tschechoslowakischen 'Neuen Welle', zeigt die aufgewühlte Gefühlswelt eines jungen Mädchens auf der Schwelle zum Erwachsensein als düster-poetisches Märchen mit Horrorelementen. Angela Carter soll von einer Vorführung des Films in London so begeistert gewesen sein, dass sie sich davon zu ihrer literarischen Vorlage für Neil Jordans 'Zeit der Wölfe' inspirieren ließ. Fantastische Bilder, eine tolle Ausstattung, eine umwerfende Jaroslava Schallerová in der Hauptrolle und die wunderbare Musik von Lubos Fiser und Jan Klusák machen aus 'Valerie' ein hypnotisches Filmrätsel, das selbst 40 Jahre nach seiner Entstehung nichts von seiner magischen Anziehungskraft verloren hat.