Freiheit, Klarheit, Einsamkeit - Regisseurin Chantal Akerman zeigt mit 'Die Gefangene' (2000) ihre Literaturverfilmung nach der Romanvorlage 'Auf der Suche nach der verlorenen Zeit' von Marcel Proust. Als "Epiker der Innenschau", so der Filmjournalist Thilo Wydra, gelte Proust gemeinhin als unverfilmbar. Dennoch wagte sich die belgische Regisseurin an den fünften Band der Recherche. Tatsächlich handele es sich um "eine freie, sehr freie Adaption", antwortet sie im Interview. Akerman verlegt die Handlung ins Paris der Gegenwart, verzichtet weitgehend auf jede Psychologie, behält lediglich die Konstellation bei. Simon (wie Marcel im Film heißt, dargestellt von Stanislas Merhar) lebt mit Ariane (Albertine, verkörpert von Sylvie Testud) in Paris und verfolgt sie auf Schritt und Tritt, wobei Akerman mit Hitchcocks 'Vertigo' ein Meisterwerk zitiert, das ebenfalls dem Thema Obsession gewidmet ist. Indem sie entschieden auf die Mittel des Films setzt, anstatt die der Sprache nachzuahmen, zeige Akerman anderen Proust-Interpreten, "wie's gemacht wird", so Fritz Göttler.