Der ebenso gefeierte wie umstrittene Lars von Trier bereut seine "dummen" Kommentare über den Nazismus, die er im Mai bei einer Pressekonferenz im Rahmen des Filmfestival in Cannes von sich gab.
Der Regisseur ist davon überzeugt, dass sein "dänischer Humor" an den Aussagen schuld sei, in denen er sich selbst als "Nazi" bezeichnete, nachdem er jahrelang geglaubt hatte, jüdisch zu sein. Nun ist er der Ansicht, dass es "dumm" war, die Bemerkungen im Gespräch mit Journalisten fallen zu lassen. "Ich habe gelernt, dass ich nicht zu großen Pressekonferenzen gehen sollte, weil wenn diese Dinge aus meinem Mund kommen, besonders mit diesem dummen, dummen dänischen Humor, versteht das nicht jeder", sagt der 1956 in Kopenhagen geborene Filmemacher rückblickend. "Ich bereue, dass ich so dumm war."
Von Trier beteuert, dass er sich selbst "Nazi" genannt habe, weil er kürzlich herausgefunden habe, dass sein biologischer Vater Deutscher war. "Ich wollte einfach klarstellen, dass ich dachte, Jude zu sein und dann herausfand, dass ich ein 'Nazi' war", erläutert er im Magazin Empire.
"Ich glaube, in jedem von uns steckt ein bisschen ein Nazi und es war genauso ein bisschen Mensch in Hitler. Ich denke, wenn man das leugnet, dann ist das gefährlich, glaube ich." Aussagen wie diese werden dem Bekanntheitsgrad seines neuen Werkes eher geholfen als geschadet haben.
So wird es auch in dieser Online-Meldung vorgestellt: Melancholia (2011). Im Film, der seine Premiere am 18. Mai auf den Filmfestspielen in Cannes erlebte, widmet er sich auf sehr poetische Weise nichts Geringerem als dem Ende der Welt. Der Regie-Provokateur konnte erneut internationale Top-Darsteller für sein ungewöhnliches Projekt gewinnen, es spielen unter anderem Kiefer Sutherland, John Hurt, Charlotte Rampling und Stellan Skarsgård an der Seite von Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg.
Aufgrund seiner Äußerungen vor der versammelten Weltpresse wurde Lars von Trier vom Festivalbetrieb der Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2011 ausgeschlossen, sein Filmbeitrag im Wettbewerb blieb - und nicht nur das: In Cannes war die Jury von Hauptdarstellerin Kirsten Dunst so beeindruckt, dass man sie für ihre Leistung in Melancholia mit der Silbernen Palme als beste Schauspielerin ehrte! In ihrer Rede bedankte sich Dunst ausdrücklich bei Lars von Trier.
Erzählt wird vom Schicksal zweier Schwestern, Justine (Kirsten Dunst) und Claire (Charlotte Gainsbourg), die sich emotional immer weiter voneinander entfernt haben. Kurz nachdem Justine und Michael (Alexander Skarsgård) geheiratet haben, verfällt Justine in eine tiefe Melancholie. In diesem Gemütszustand erscheint sie beinahe gleichgültig, als bekannt wird, dass ein herannahender Planet droht, die Erde zu zerstören. Claire hingegen ist immer besorgter, doch die bevorstehende Katastrophe bringt die beiden Geschwister näher zueinander...
Mit Sicherheit wird Melancholia neben einer depressiven Grundstimmung wieder für extrem gespaltene Filmfan-Lager sorgen, genau wie bei von Triers Vorgängerfilm Antichrist von 2009 mit Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe als trauerndem Ehepaar. Noch eine Parallele: Die Hauptdarstellerin, Charlotte Gainsbourg, erhielt im Erscheinungsjahr ebenfalls die Silbernen Palme in Cannes.
Ob uns mit Melancholia wie in der Filmhandlung eine "Katastrophe bevorsteht" und Lars von Trier damit erneut die Gemüter erhitzt, das können wir ab dem 6. Oktober 2011 in den deutschen Kinos erleben.