Fantasie obsiegt über Gier und Machtinteressen des Finanzsektors. Ein frommer Wunsch. Ob der in Eddie Murphys neuestem Auftritt in Erfüllung geht und ob sein Film nicht nur voller Fantasie, sondern auch fantasievoll ist? Einen Moment - wir ziehen uns kurz unter die Zauberdecke zurück und befragen Moopida und Koopida.
Mensch, Eddie! Als Stimme des Esels im Animationsabenteuer Shrek konnte man Eddie Murphy in den zurückliegenden Jahren noch mehrfach erleben, so wie 2010 wieder in Shrek 4, aber es ist ruhiger geworden um den in den 80er und 90er Jahren so produktiven Komiker. Es scheint, als würde er sich wenn überhaupt dann noch für eine Produktion pro Jahr entscheiden. 2008 war das Mensch, Dave!.
Eddie Murphy steckt voller Überraschungen!
"Danke, dass Sie sich für das Original entschieden haben", schreibt der deutsche DVD-Lizenzinhaber Kinowelt dort und spendiert eine Hörfilmfassung für Sehbehinderte, für die man im vorgelesenen Hinweis zu Beginn lediglich die 'Enter'-Taste drücken muss. Und nicht nur auf diesem Weg ist die Science-Fiction-Komödie barrierefrei: hier konnte sich - im August 2008 im Kino und anschließend mit der Verleihversion daheim - Jung (ab 6 Jahren) und Alt vor dem Fernseher versammeln, Mann und Frau, allein oder gemeinsam.(Tag-)Träume sind Schäume, denkt sich in Mensch, Dave! die alleinerziehende Mutter Gina Morrison (Elizabeth Banks), als ihr Sohn von einer Begegnung der außerirdischen Art berichtet.
Der Ungläubigkeit der Erwachsenen ist es zu verdanken, dass sich ein Raumschiff in Gestalt des Menschen Dave Ming Cheng (Eddie Murphy) eine ganze Weile lang völlig unerkannt in New York bewegen kann, während sich die Bordmannschaft mit ihrem Captain (ebenfalls Eddie Murphy) sogar auf die Mithilfe des aufgeschlossenen Jungen verlassen kann.
Die Besucher aus dem All sind wiederum ungläubig darüber, dass die großen Menschen über die Straße gehen, obwohl Ampeln ein rotes "don't walk" signalisieren, darüber, mit welchen kulturellen Auswüchsen sich die Menschen abgeben, Magazincover mit Britney Spears Radikalfrisur beispielsweise. Und der mütterliche Kuss trotz Gegenwehr des Sohnes wird als barbarisches Ritual gewertet.
86 bunt gefüllte Spielfilmminuten sorgen bei Klein und Groß für ein Grinsen, wie es Eddie Murphy in Robotergestalt beim Nachahmen der menschlichen Gesichtszüge von Ohr zu Ohr geht. Nebenbei können Sie einen Darsteller namens Ed Helms in einer Paraderolle (als 2. Offizier) neu entdecken, der 2009 in Hangover mit einem fehlenden Schneidezahn seinen großen Durchbruch erlebte.
Und sogar eine kleine Hommage an die Wirkung des Kinos findet Platz: Während Eddie Murphy als Captain mit seinem weiblichen Unteroffizier (Gabrielle Union) auf der Brücke des Raumschiffs Frank Capras Schwarz-Weiß-Klassiker Ist das Leben nicht schön? (1946) betrachtet, rücken die zwei nach jahrelanger gemeinsamer Alltagsroutine auf einmal emotional näher. Das vermag Film, Mensch, Dave! womöglich auch bei Ihnen Zuhause.
Ein Zauberspruch gegen gebrochene Kinderherzen?
Was allerdings unvorstellbar ist - selbst bei genügend dort propagierter Fantasie - ist das vermeldete Produktionsbudget: 55 Millionen Dollar soll er gekostet haben, eine Summe, die man dem Film nicht ansieht und die er im Kino auch bei weitem nicht einspielen konnte. Und doch erfolgreich? Zumindest bei einem weniger auf künstlerischen Anspruch eingestellten Publikum. Eher schon für Retro-Liebhaber von Komödien aus vergangenen Jahrzehnten, die sich erfreut an ähnliche Vater-Kind-Konstellationen, wie Jim Carrey als Der Dummschwätzer (1997), zurückerinnern mögen.
Doch die kleine Olivia lässt sich nicht anmerken, in welch tragischer Situation sie sich befindet, im wöchentlichen Wechsel zwischen Mommy und Daddy herumgereicht zu werden. Stattdessen zieht sie sich in eine Traumwelt zurück, unter ihre Kuscheldecke, und selbst als sie aus diesen Fantasien mit in Erfüllung gehenden Börsenquoten zurückkehrt, schenkt ihr der Vater keine Aufmerksamkeit.
er ist der medialen Reizüberflutung erlegen, der Kommunikationsüberfrachtung durch den ständigen Begleiter Mobiltelefon, durch die laufend aktualisierten Kursverläufe am Computer, von denen er den Blick nicht abwenden und stattdessen Tochter Olivia zuwenden kann. Da sorgt schon das kurzzeitige Entfernen des Handyakkus für einen Tumult in seiner durchstrukturierten Welt, in der Fantasie keinen Platz findet.
Für fantastische Unterhaltung ist gesorgt
Doch wird die Botschaft trotz des nötigen Unterhaltungsanteils angemessen thematisiert, während der Film den Höhen und Tiefen von Eddie Murphys Charakter und dessen Stimmungslagen folgt. Anfangs ernsthaft, dann nachdenklich, überdreht und schließlich warmherzig, als er mit der Kernaussage aus dem 'Beatles'-Song All you need is love einen wirklich süßen (aber nicht zu süßlichen) Höhepunkt erlebt: "There's nothing you can do that can't be dooooone, nothing you can sing that can't be suuuuung - it's eeeeeasy".
"Das ist der mit Abstand größte Quatsch, der mir je untergekommen ist. Welche Entschuldigung können Sie dafür vorbringen, dass Sie unsere Zeit vergeuden, indem Sie uns dieses affige Geschwafel zumuten?"
Wie wär's: Ab unter die Zauberdecke und in die Kindheit reisen
Gegen vertraute Filmkritik-Zusammenfassungen wie "unterhaltsam verpackt", "eine Komödie mit Herz und Köpfchen", hilft nur, sich mit Fantasie eine eigene Meinung zu bilden und den Zauber von Zuhause ist der Zauber los Zuhause selbst erleben.Die Leih-DVD (mit deutscher, englischer und türkischer Sprachfassung) bietet Ihnen über den Film hinaus auch einige kurze Berichte im Zusatzmaterial an, in denen die Darsteller und der Regisseur Karey Kirkpatrick - sein Erstling übrigens der Zeichentrickfilm Ab durch die Hecke 2006 - zu Wort kommen und noch differenziertere, persönlichere Einsichten zeigen, indem sie vom Umgang mit den eigenen Kindern und sogar von eigenen Kindheitserlebnisse berichten. Das einmalige Ausleihen und Anschauen ist kein Muss, aber empfehlenswert, oder wie die talentierte kleine Yara Shahidi singt: "It's eeeeeasy...".