Leichen im Keller - die 'Messengers' kehren zurück
Leichen im Keller - die 'Messengers' kehren zurück - Kristen Stewart wird weiterhin in der TWILIGHT Saga zu sehen sein, hingegen muss man in der düsteren Fortsetzung MESSENGERS 2 auf sie verzichten. Auch ohne sie ein Hingucker?
"Hey, wollen Sie etwas echt Gruseliges sehen?" fragt ein Anhalter (Dan Aykroyd) den Autofahrer in der einleitenden Gruselgeschichte des Episodenfilms Twilight Zone - Unheimliche Schattenlichter (1983). "Na und ob, klar!" erwidert der Fahrer. "Okay, das ist wirklich, wirklich gruselig, wissen Sie", warnt der Tramper, kurz bevor er... was tut? So funktioniert gut gemachter Horror: es bleibt solange spannend, solange wir Zuschauer nicht wissen, aus welcher Ecke die Bedrohung auf uns zukommt, welcher Bedrohung wir uns überhaupt mit den Filmhelden ausgesetzt sehen.
Umzug ins Grauen
In The Messengers (2007) zieht eine vierköpfige Familie auf eine einsam gelegene Sonnenblumen-Farm. Roy, Denise, Tochter Jess und der kleine Ben ziehen zum Neuanfang in eine scheinbar heile Welt. Doch nicht nur das erworbene Haus hat eine dunkle Vergangenheit, auch die Bilderbuchfamilie hat nach ein paar schweren Jahren in Chicago einige Leichen im Keller. Die Landstille wird bald nach dem Einzug von düsteren Visionen der Geschwister gestört. Doch was ruft diese gespenstischen Erscheinungen hervor? Ist es ein Fluch, der auf der Geistervilla lastet, Hirngespinste der Kinder nach dem Ortwechsel, oder noch tiefer liegende psychologische Störungen innerhalb der Familie?
Die Produktionsfirma Ghost House Pictures um Kultregisseur Sam Raimi (gruselte uns vor kurzem mit Drag Me to Hell, 2009) setzt diese Formel der aus Hongkong stammenden Regiebrüder Oxide & Danny Pang effektvoll in Szene: das Wechselspiel zwischen inneren Konflikten und körperlicher Bedrohung. Ein klassisches Rezept. Der Line-Producer heißt Andrew Pfeffer, und gepfeffert tischen uns die Brüder Pang ihre Schockmomente in der Tat auf. Der Name ist auch bei dem Drehbuchautoren Programm: Todd Farmer. Farmer ist nicht nur namentlich für den Farmhorror prädestiniert, er ist auch ein alter Hase im Genre: er lieferte 2001 das 'Jason X' Buch für den zehnten Teil der Freitag der 13. Filmreihe und die Vorlage für My Bloody Valentine (2009). So sitzt schon der erste Schrecken noch vor der Einblendung des Filmtitels The Messengers tief, denn der geht mit einem solchen akustischen Wumms einher, dass der Herzschlag gleich um ein Vielfaches in die Höhe getrieben ist. Jetzt sollten alle wach sein...
...und bis zum Ende der 87 Filmminuten wach bleiben. Twilight-Star Kristen Stewart trägt diesen ersten The Messengers Teil, zusammen mit ihrem kleinen Filmbruder, der von schauspielernden Zwillingen dargestellt wird. Es gibt im neuen trauten (verfluchten?) Heim einfache Dinge, mit denen Tochter Jess ihrer Mom behilflich sein kann, zum Beispiel Kartons runter in den Keller bringen. Oha! Hinter (noch) verschlossenen Türen lauern erwartungsgemäß Dutzende von Momenten, die den Zuschauer aus dem Sitz, Sofa, Sessel, Bett - wo auch immer - jagen werden. Haunted House, der Subgenre-Begriff für diese Art von Horrorthriller, trifft es: ein Fluch, ein Haus. "Bad harvest", eine schlechte Ernte, wird dem Vater auf seinem Sonnenblumenfeld vorausgesagt. Ernten wird die Familie, allerdings mehr, als ihr lieb ist.
Eine Vogelscheuche... der Anfang vom Ende
Wir müssen vorsichtig sein bei dieser Film- und Wegbeschreibung, da wir nicht wissen, aus welcher Richtung Sie kommen. Ob Sie den 1. Teil bereits gesehen haben, oder die Neuerscheinung des 2. Teils zum Anlass nehmen könnten, dort von Beginn an einzusteigen. Der Schritt zur Grundidee von Messengers 2 (2009) erscheint logisch: Scarecrow LLC. hieß bereits der Rechteinhaber im Abspann von Teil 1 und eine Vogelscheuche (Scarecrow) wir den Ausgangspunkt für eine neue verfluchte Famersfamilie bilden. Die Vogelscheuche: "The beginning of the end", der Anfang vom Ende, das erwartet uns laut englischem Untertitel in der Fortsetzung. Zwei Jahre später fanden die Dreharbeiten nicht wie zuvor in Kanada, sondern an Schauplätzen in Sofia / Budapest statt. Die Messengers 2 DVD, die nun im Verleih erhältlich ist, startet mit einem lauten Auswahl-Menü, da ist man nicht nur als Zuschauer gleich wach, die Nachbarschaft womöglich auch. Der Film ist wie sein Vorgänger mit anderthalb Stunden Laufzeit handlich, in der Sprachauswahl finden sich nur deutsche Untertitel, was zumindest für Zuschauer mit vermindertem Hörvermögen von Vorteil ist, nicht so gut jedoch, falls mit der Originaltonspur und entsprechenden englischen Untertiteln das eigene Englisch trainiert werden will.
"Messengers", zu Deutsch "Überbringer", doch was überbringt uns Teil 2? Maisfelder statt Sonnenblumen. Die Familie ist mit der täglichen Landwirtschaftsarbeit statt mit dem Einzug beschäftigt. Und damit man nicht rätseln muss, ob dies nun die gleichen Familienangehörigen im offensichtlich identischen Anwesen aus The Messengers sein soll, gibt Ihnen der Trailer zu Teil 2 nicht nur eine kurze Überleitung zu den zwei Spielfilmen, die Erzählerstimme klärt auch über die Zusammenhänge auf: "Und jetzt lernen Sie die Familie kennen, die früher dort lebte. Aber hütet euch vor dem Fluch, mit dem alles begann. Nach der Angst, jenseits des Grauens, gibt es kein Entkommen." Das bestellte Feld liegt vertrocknet da, Familie Rollins kommt von der Kirche heim, die Bibel wird beiseitegelegt. Besiegelt der Protagonist John (Norman Reedus) damit schon in der ersten Szene sein Schicksal? Tatsächlich kann man sich mit Messengers 2 auf ein Moralstück gefasst machen, in dem ein gläubiger Mensch von Gelüsten wie Lust, Gier und Rache in Verführung gerät.
Sonnen- und Schattenseiten
Aber genug der Beschreibung und Deutung, wir berichten Ihnen lieber von den Sonnen- und Schattenseiten dieser aktuellen Veröffentlichung. Kurz gesagt: Für einen Direct-to-Video-Titel weiß Messengers 2 positiv zu überraschen, auch wenn das Studio sich entschied, das Budget von 15 auf 2 Millionen Dollar an 18 Drehtagen herunter zu kürzen, obwohl es sich hier doch um den Ableger eines weitaus größer vermarkteten Vorläufers handelt, der 2007 sogar auf dem Fantasy Filmfest gezeigt wurde und anschließend ab Oktober 2007 bundesweit in den Kinos lief.
Ganz so viel Potential hat man dem Nachfolger "The Scarecrow" offensichtlich nicht zugetraut, und so wartet Messengers 2 nun seit dem 19. April 2010 ohne Umwege über US-Kinos oder internationale Lichtspielhäuser gleich als DVD und Blu-ray im Video Buster Verleih und vielleicht schon bald in Ihrem Wohnzimmer auf Sie. Negatives? Mutter und Tochter des 2. Teils wirken einfach glatt, zu hübsch. Zumindest wird das von Farmer John in einer ruhigen Minute zwischen den Eheleuten selbst angesprochen, als er in Frage stellt, warum gerade er diese Frau verdient hat. Auch die Nachbarn, die Weatherbys, sind ein wenig zu überzeichnet dargestellt.
Dagegen schafft es der Hauptdarsteller Norman Reedus, erstaunlich glaubhaft zu wirken, inmitten von Mystery-Elementen, Horror-Klischees und Lagerfeuergeschichten-Flair. Mehr Thriller als Horror kam dabei heraus, dementsprechend urteilte man wieder mit einer Alterseinstufung "FSK ab 16 freigegeben". Die ist allerdings begründet: War der 1. Teil gruselig, sind im 2. Teil einige für jüngere Zuschauer wirklich nicht geeignete Bilder enthalten, etwas nackte Haut hier, eine Wunde in Nahaufnahme da und eine insgesamt verstörende Atmosphäre. Trotzdem entstand unter den eingeschränkten Produktionsbedingungen ein gutes Beispiel dafür, dass sich kurzweilige Unterhaltung einstellen kann, wenn die Erwartungen zuvor nicht in die Höhe getrieben wurden. Es ist aber auch erleichternd, anschließend wieder in der von übernatürlichen Kräften verschonten Wirklichkeit anzukommen.
Zum Abschluss geben wir Ihnen einige Vorschläge für die persönliche Ausleih-Wunschliste an die Hand, die mit den "Messengers" auf die eine oder andere Art vergleichbar sind. Da sei Cold Creek Manor (2003) genannt, ein Thriller, der die Darstellerin der Tochter in The Messengers, Kristen Stewart, einer fast identischen Situation aussetzt: beim Einzug in ein verfluchtes Haus. Im Cold Creek Manor geht es allerdings nicht ganz so übernatürlich zu und offen gesagt deutlich spannungsärmer, obwohl der deutsche Untertitel Ihnen schon anzeigt, dass hier eine sehr ähnliche filmische Grundidee umgesetzt wurde: "Haben Sie sich jemals gefragt, was in Ihrem Haus geschah, bevor Sie darin wohnten?" Darüber hinaus erinnerten uns einige "Messengers" Szenen stark an die koreanische Verfilmung A Tale of Two Sisters (2003), ein wenig auch an das entsprechende US-Remake Der Fluch der 2 Schwestern (2009).
Wenn Sie mit Messengers 2 ein Fan von Vogelscheuchen-Horror geworden sind, könnten Sie nach dem Ausleihen für weitere anderthalb Stunden in ein asiatisches Dorf ziehen: Kakashi - Das Dorf der Vogelscheuchen (2001). Noch näherliegend wären die amerikanischen Pendants Scarecrow (2002), Scarecrow Slayer (2003), oder Scarecrow Gone Wild (2004), die allesamt gruseliger sind als die Vogelscheuche aus dem Zauberer von Oz (1939) - wir sind mit den heutigen Spielfilmen eben nicht mehr in Kansas.
Und während sich die Video Buster Redaktion bei diesen ganzen Titeln für ein neues "Vogelscheuche" Schlagwort im Filmbestand entscheidet, stellen wir abschließend fest, dass Messengers 2 zwar eine solide Horrorgeschichte erzählt, dann aber doch beim besten Willen nicht besonders innovativ ist. In Hinblick auf die übrigen genannten Vogelscheuen-Vertretern ist es jedoch nicht allzu verwegen zu behaupten, dass Messengers 2 den gelungensten Scarecrow-Auftritt zeigt. Ob die Serie in Zukunft womöglich sogar noch fortgesetzt wird, das entscheidet womöglich zu einem Bruchteil auch Ihre Entscheidung beim Entleihen. Sollte diese positiv ausfallen, wünschen wir Ihnen angenehmes Gruseln auf den Sonnenblumen- und Maisfeldern!