Nothing Like the Holidays - Gelungene Familienfeste
Nothing Like the Holidays - Gelungene Familienfeste - Eine schöne Vorweihnachtszeit & ein frohes Fest wünschen wir Ihnen! Damit es auch ein frohes Filmfest wird, stellen wir ein Familientreffen und weitere Alternativen auf DVD vor
Aller guten Dinge sind drei: Drei Jahre ist es her, seit sich die drei puertoricanischen Geschwister zuletzt gesehen haben. Jesse (Freddy Rodríguez) wurde aus dem Armeedienst im Irak entlassen und kehrt - körperlich und seelisch gezeichnet - endlich Heim.
Sein Bruder Mauricio (John Leguizamo) ist erfolgreicher New Yorker Anwalt und verheiratet mit der ehrgeizigen Sarah (Debra Messing). Die Schwester Roxanna (Vanessa Ferlito) kämpft unterdessen um Nebenrollen in Hollywood. In Chicago treffen sie sich wieder, im Kreise der Familie. Am Flughafen wird Jesse von seinen Freunden stürmisch in Empfang genommen und auf dem Weg zu den Eltern bleiben sie am Straßenrand stehen und blicken gemeinsam auf das verschneite Viertel. Endlich zu Hause.
Trautes Heim, Glück allein
Endlich zu Hause, das denken Sie sich vielleicht auch, wenn Sie eine unserer Filmsendung aus Ihrem Briefkasten ziehen und die Wohnungstür hinter sich schließen. Falls Sie sich bei der Bestellung für Nothing Like the Holidays (USA 2008) entschieden haben sollten oder vielleicht noch entscheiden, können Sie sich auf einen warmherzigen Filmabend freuen. Drehort und Schauplatz ist Chicago, in einer der 77 Gemeinden, die nach der dort zu findenden Grünanlage benannt ist: in Humboldt Park.
Eine Stadt mit so viele Vierteln? Nun, Chicago ist nicht nur die größte Stadt im Bundesstaat Illinois, es ist sogar die drittgrößte der USA. An die drei Millionen Menschen wohnen dort und der Bezirk Humboldt Park ist geprägt von den überwiegend puertoricanisch-stämmigen Bewohnern. Schauspieler John Leguizamo, dem das New Yorker Stadtbild vertraut ist, war verwundert über das Erscheinungsbild von Humbold Park, wo eine Straße der anderen gleicht. Warum Nothing Like the Holidays nicht wie all den anderen US-Familienfilmen gleicht, dazu jetzt mehr.
Maches kann man sich aussuchen, manches nicht...
"Humbold Park" lautete der Arbeitstitel des Films, den Alfredo De Villa zusammen mit seinen Drehbuchschreibern Rick Najera, Ted Perkins und Alison Swan entwickelt hat. Übrig geblieben ist dieser Titel auf den Filmklappen, die im (auf der DVD oder wahlweise Blu-ray mitgelieferten) Making-Of aufblitzen. Regisseur De Villa berichtet ebenso wie seine Hauptdarsteller in kurzen Ausschnitten des Bonusmaterials von der Entstehungsgeschichte. Wie ihm ein Satz seiner Mutter immer wieder durch den Kopf geht: Freunde kann man sich aussuchen, die Familie jedoch nicht. Zumindest sein Darsteller-Ensemble konnte er sich nach seinen Wünschen zusammenstellen und hier hat er wirklich eine gute Wahl getroffen.
Die feurige Vanessa Ferlito - deren Gesicht Ihnen vielleicht aus Quentin TarantinosDeath Proof - Todsicher (2007) vertraut ist - war begeistert von der Geschichte des Films, die trotz ihres Schwerpunkts auf der puertoricanischen Kultur inmitten eines US-amerikanischen Vororts doch ganz allgemeingültige Werte zum Thema macht, wie Zusammenhalt in der Familie oder richtige und falsche Entscheidungen im Leben. Dass diese existenziellen Themen für uns Zuschauer auch glaubwürdig wirken, dafür sorgen die vielleicht talentiertesten lateinamerikanischen Schauspieler unserer Zeit. Eine kleine Geschichte mit großen Darstellern und die Entstehung des illustren Darsteller-Ensembles hat tatsächlich etwas von Familiengründung.
Zuerst tun sich die Eltern zusammen - dann folgen die Kinder: Die Produzenten konnten in der Vorbereitungsphase Alfred Molina gewinnen. Vielfältig ist uns Molina positiv im Gedächtnis geblieben, ein begnadeter Schauspieler in der Rolle des Comte de Reynaud in Chocolat (2000), als Maler Diego Rivera, dem Ehemann von Frida Kahlo (2002), sehr selbstironisch in einer Schwarz-weiß-Begegnung in Jim Jarmuschs Episodenfilm Coffee and Cigarettes (2003) oder als Dr. Octavius in der Comicverfilmung Spider-Man 2 (2004).
So ist er inzwischen verdientermaßen prominent und von Kollegen hochgeschätzt. Aus Puerto Rico stammt Alfred Molina zwar nicht - er kam als Sohn eines Spaniers und einer Italienerin in London zur Welt - aber seine Zusage brachte auch andere Latino-Darsteller ins Boot. Schnell hatte auch Elizabeth Peña begeistert ihre Beteiligung versichert. Sie spielt die resolute Mutter, die nach 36 Ehejahren im Beisein ihrer Kinder ins Grübeln gerät. Kommen Ihnen nun Bedenken, ob Sie sich dieser weihnachtlichen Familienzusammenkunft für 95 Minuten anschließen wollen?
Vertrauen Sie dem Studio Paramount Vantage, das mit kleineren Produktionen wie dieser bislang immer ein gutes Händchen bewiesen hat. Auch wenn Nothing Like the Holidays (gefilmt im Februar mit Uraufführung in den USA im Dezember 2008) sich erst von einem Independent-Film zu einer international vermarkteten Veröffentlichung gemausert hat - eingespielt hat das Werk bisher vergleichsweise bescheidene Summen. Das muss kein schlechtes Zeichen sein, soll Ihnen nur bewusst machen, dass Sie sich hier auf ein bescheidenes Familienporträt einstellen können, das uns ohne Umwege über die Kinosäle in der Vorweihnachtszeit 2009 als Deutschlandpremiere direkt auf DVD und Blu-ray erreichte. Ist es ein Drama mit komödiantischen Elementen oder eine Komödie mit dramatischen Wendungen? Diese Frage darf man sich bei diesem Film stellen, womöglich bei Familien-Weihnachtsfeiern im Allgemeinen (Beispiele siehe unten). John Leguizamo bezeichnet den Film zusammenfassend als "Dramedy".
Alternativprogramm
Wie auch immer: Erscheint Ihnen dieser Film zu nachdenklich, dann gibt es Alternativen, die Die Familie Stone (2005) beispielsweise. Eine US-Produktion, in der Diane Lane als Mutter ihre Familienangehörigen - und als Schauspielerin gleichermaßen eine prominente Schar an Kollegen um sich versammelt.
Sarah Jessica Parker, Dermot Mulroney, Claire Danes und Luke Wilson... Diese Namen garantieren eine Mainstream-orientiertere Unterhaltung, in der die Dramen eines Familientreffens etwas süßlicher, komödiantischer verpackt sind. Deutliche Parallelen kann man zwischen diesen zwei Filmen sehen, beide sind auf ihre Art interessant und unterhaltsam. Nothing Like the Holidays nimmt sich nicht weniger mit Klischees zurück, wie dem lautstarken Diskutieren bei Tisch, wird dabei aber mindestens genauso liebevoll gespielt wie bei Familie Stone und die Selbstironie kommt ebenfalls nicht zu kurz.
So wie in einer stillen Szene zwischen der US-amerikanischen Darstellerin Debra Messing und Alfred Molina, in der sie ihm sagt: "Ich weiß dein Vertrauen wirklich zu schätzen." Und er Familienoberhaupts Edy antwortet: "Wem sollte ich sonst vertrauen? Du bist die einzige nicht Puerto-Ricanerin in diesem Haus."
Schnell schwenkt Komisches in Nachdenkliches um, ein Balanceakt, den der Film über die gesamte Länge meistert. So wie auch in einer Szene, in der Edy über seine Familie anschließt: "Das Leben ist zu kurz, Sarah. Und ich möchte ihnen nicht die schöne Zeit verderben, verstehst du."
Stimmt, darum suchen Sie sich am besten liebevoll gemachte Filme wie diesen in unserem Verleihprogramm aus. Egal ob es bei Ihrem nächsten Filmabend heißt: "Frohe Weihnachten", "Feliz Navidad" oder "Merry Christmas" - wir wünschen Ihnen auf jeden Fall ein frohes (Film-)Fest!