Ein Drama über einen High-School-Amoklauf, das Schicksal einer Frau, die noch fünfzehn Jahre danach mit den schrecklichen Erlebnissen zu kämpfen hat und so gut es geht versucht, ihr Leben mit Mann und Tochter zu bewältigen.
Klingt nach Problemfilm? Richtig. Wir würden Ihnen diesen Film allerdings nicht vorstellen, wenn sich nicht doch etwas mehr dahinter verbergen würde.
Klingt nach Problemfilm? Richtig. Wir würden Ihnen diesen Film allerdings nicht vorstellen, wenn sich nicht doch etwas mehr dahinter verbergen würde.
Sekunden, die alles verändern
...sagt der ukrainische Regisseur Vadim Perelman. Vor unseren Augen spielt sich zunächst ein Ausschnitt aus dem alltäglichen Leben einer Schülerin namens Diana McFee ab.
Dieses Mädchen, gespielt von Evan Rachel Wood, durchlebt die gewöhnlichen Pubertätskonflikte, das Aneinandergeraten mit der Mutter und die Zuflucht bei einem unangepassten Geliebten, während ihre beste Freundin Maureen (Eva Amurri) mal mehr, mal weniger Verständnis für ihre momentanen Gefühlslagen zeigt.
Doch nachdem sich Diana und Maureen ins Badezimmer der Schule zurückgezogen haben und vom Flur panische Stimmen zu ihnen dringen, wird ohnehin nichts mehr so sein wie es war. Sie erleben: Das Leben vor meinen Augen (USA 2007).
Dabei wird in der ebenfalls auswählbaren 'Rückblende' - einem Blick hinter die Kulissen des Films - noch textlich darauf hingewiesen: "Der Beitrag, den Sie gleich sehen werden, nimmt einige Handlungselemente vorweg, was den Unterhaltungswert mindern könnte, wenn Sie den Film Das Leben vor meinen Augen zuvor noch nicht gesehen haben." Einen solchen Warnhinweis benötigen Sie beim Weiterlesen dieses Textes nicht.
Das Leben, vor Das Leben vor meinen Augen
Dabei lag es wahrscheinlich an der Romanvorlage zu Das Leben vor meinen Augen - 'The Life Before Her Eyes' von der amerikanischen Autorin Laura Kasischke (*1961) - dass das seit November 2009 im Verleih erhältliche Drama ein wenig zu poetisch, zu schön-malerisch ausfällt.
Vadim Perelman hatte sich frühzeitig die Rechte an der Verfilmung gesichert, eine schöne Anekdote weiß seine Produzentin im ausführlichen Making-Of zu berichten. Man merkt ihm auch die Behutsamkeit an, wie er jedes Objekt, grell-farbige Blumen oder Wasserbewegungen einfängt, oder eine Katze von unten durch einen Glas-Tisch filmt.
Solche Einstellungen, eine solche Detailverliebtheit ergeben nach 90 Spielfilmminuten glücklicherweise eine für das Publikum befriedigenden Sinn, mehr als Sie sicherlich in der ersten halben Stunde glauben werden. So hat das manchmal schwer zu ertragende amerikanische Kleinstadtklischee tatsächlich eine Berechtigung und wird jedem Kritiker des Films in der zweiten Hälfte beweisen, dass das filmische Ganze mehr sein wird, als die Summe seiner vorurteilsbehafteten Einzelteile.
Solche Einstellungen, eine solche Detailverliebtheit ergeben nach 90 Spielfilmminuten glücklicherweise eine für das Publikum befriedigenden Sinn, mehr als Sie sicherlich in der ersten halben Stunde glauben werden. So hat das manchmal schwer zu ertragende amerikanische Kleinstadtklischee tatsächlich eine Berechtigung und wird jedem Kritiker des Films in der zweiten Hälfte beweisen, dass das filmische Ganze mehr sein wird, als die Summe seiner vorurteilsbehafteten Einzelteile.
Die Darstellerwahl verdrängt jeden Kritikpunkt: Uma Thurman wurde gegen die Erwartungen von einigen Produzenten - im Zusatzmaterial werden Nicole Kidman oder Julianne Moore als Vorauswahl genannt - in der Rolle der erwachsenen Diana besetzt. Mutig und überzeugend kann Thurman hier den im Video Buster Programm vorangegangenen, enttäuschenden Beitrag mit Zufällig verheiratet (2008) wieder wettmachen.
Evan Rachel Wood konnte dagegen mit ihrem letzten Auftritt schon eine großartige Vorstellung in The Wrestler (2008) abliefern und zeigt weiterhin, dass das Lob ihres Regisseurs Perelman - sie sei eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation - Hand und Fuß hat.
Evan Rachel Wood konnte dagegen mit ihrem letzten Auftritt schon eine großartige Vorstellung in The Wrestler (2008) abliefern und zeigt weiterhin, dass das Lob ihres Regisseurs Perelman - sie sei eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation - Hand und Fuß hat.
Ein Film, der auch nach dem Ausschalten beschäftigt
Es ist kein leichter Film. Nicht bezogen auf das Ereignis, das sich der Film zum Thema nimmt und das alle Leben der Figuren beeinflussen wird. Auch nicht bezogen auf die Herangehensweise, wie uns diese äußeren Umstände und inneren Verarbeitungen in Bild und Ton (die Musik stammt vom Komponist James Horner) nahegebracht werden.
"Was ist ein Gewissen?" fragt Uma Thurmans Filmtochter Emma (Darstellerin Gabrielle Brennan, *1996). "Das ist kompliziert. Nicht heute, Emma." antwortet ihre Mutter.
Nun ist Das Leben vor meinen Augen ebenfalls kompliziert und Ihnen ist vielleicht auch "nicht heute" danach. Würden wir Ihnen dieses intensive, verträumte, traumatische wie dramatische Filmerlebnis vorenthalten, hätten wir allerdings selbst eins, nämlich ein schlechtes Gewissen.
Nun ist Das Leben vor meinen Augen ebenfalls kompliziert und Ihnen ist vielleicht auch "nicht heute" danach. Würden wir Ihnen dieses intensive, verträumte, traumatische wie dramatische Filmerlebnis vorenthalten, hätten wir allerdings selbst eins, nämlich ein schlechtes Gewissen.