Erleben Sie Dan! Jetzt neu auf Blu-ray und mitten im Leben
20.09.2012
"Liebe Leser, viele von Ihnen sehen meine Kolumne in ihrer Zeitung zum ersten Mal. Künftig werde ich an dieser Stelle Ihre Fragen beantworten. Aber heute möchte ich von der üblichen Form abweichen und Ihnen etwas über Pläne erzählen. Nicht so sehr über meine Pläne mit dieser Kolumne, sondern über unsere Pläne im Leben. Wie wir sie entwerfen und hoffen, dass unsere Kinder irgendwann für sich selbst gute, kluge und tragfähige Pläne machen. Aber wenn wir ehrlich mit uns sind - unsere Pläne funktionieren meistens nicht so, wie wir es uns erhoffen."
Das ist der Anfang vom Ende - wortwörtlich
Denn dies sind die Worte des abschließenden Monologs von 'Dan', einem alleinerziehenden Vater von drei eigenwilligen Töchtern. Gleich in den ersten Filmminuten sieht man ihn genau dort, wo der Titel ihn verspricht: Dan - Mitten im Leben (USA 2007).
Das Jonglieren mit den Aufgaben des Haushalts fällt ihm allein sichtlich schwer. Das Schmieren von Butterbroten beispielsweise, oder das Beladen des ältlich-roten Kombis. Schon stürzen die Vier los und landen nach einer längeren Autofahrt in den offenen Armen von herzlichen Verwandten.
Die gemeinsame Zeit inmitten der Familie soll mit einigen Traditionen, mit Spielen, Sport und Kochen versüßt werden. Hätte Single-Papa Dan nur nicht in der ortsansässigen Buchhandlung eine verhängnisvolle Bekanntschaft gemacht, in die sich bereits jemand zuvor verliebt hat...
So wie Dan im Film seiner Tochter und ihrem Schulfreund nie so recht glauben mag, dass die Weisheiten von ihnen selbst stammen, so ist man sich auch beim Filmansehen nicht immer sicher, ob alles ganz innovativ ins Drehbuch wanderte. Sicherlich haben wir das ein oder andere schon einmal (wenn nicht gar x-mal) gesehen, selbst die Grundidee ist nicht neu: Alleinerziehende Väter im Film, das hat es in jedem Filmjahrzehnt gegeben. So erinnert Dan an eine Mischung aus Heinz ErhardtsWitwer mit 5 Töchtern (1957) und Jodie Fosters Regiewerk Familienfest und andere Schwierigkeiten (1995).
Irgendwo zwischen überfordernden Erziehungsaufgaben, zwanghaften Familienfeiern und einer bereits vergebenen Liebe. Wo soll da der Spaß beim Anschauen bleiben? Die Antwort ist einfach:
Dan - Mitten im Leben schafft es, mit einer merkwürdigen Besetzung, alten Ideen und meist vorhersehbaren Wendungen genau das Gegenteil des Erwarteten zu erzielen: Ein reines Filmvergnügen und die Gewissheit, dass mit gut aufgelegten Darstellern, wunderbarer Filmmusik und mit immer wieder anrührenden kleinen Szenen doch so ziemlich alles richtig gemacht wurde.
Als warmherzige Maggie kann sie im Gegensatz zu Schauspielpartner Steve Carell (*1962) beinahe durchgehend lächeln. Das erinnert doch gleich viel mehr an ihre Hauptrolle in Lasse HallströmsChocolat (2000), auch in Bezug auf den unangestrengten Appell an das positive Miteinander und das Vertreiben depressiver Gedanken. Lediglich einen eigenen 'Dialogue Coach', eine Dialogtrainerin namens Peg Hall-Plessas benötigte Binoche laut Abspann, alles Übrige erfüllt sie mit merklicher Spielfreude.
Komödien bevorzugt
So auch Steve Carell, der in den zurückliegenden Jahren hauptsächlich mit Komödien in Erscheinung trat. Uns blieb Carell dank des Überraschungserfolgs Little Miss Sunshine von 2006 in allerbester Erinnerung. Mit Dan - Mitten im Leben konnte er seiner Laufbahn nun ein weiteres Independent-Highlight hinzufügen.
So läuft also die letzte Filmszene im warmen Licht des Sonnenuntergangs ab, der Abspann beginnt loszurollen, der finale Song von Soundtrack-Schreiberin Sondre Lerche (Respekt!) tanzt dahin mit den Zeilen "We'll just have to wait and see, wait and see, if things go right we're meant to be".
Im Unklaren halten wir Sie über das zukünftige Schicksal des zentralen Liebespaares, doch darauf wird Dan eine simple Lebensweisheit mit auf den Weg geben. Was vor allem klar wird, ist die Erkenntnis, dass ab und an bekannte Schauspielnamen mit einem bescheidenen, pointierten Drehbuch die richtige Mischung ausmachen für einen feinen Filmglanzpunkt, den man gerne (mit)teilen möchte.
"Real", das waren gleich zwei Filmfreuden des DVD-Jahres 2008, die nicht als prätentiöse Filmkunst bezeichnet werden sollten und schon gar nicht als Blockbuster durchgehen: Lars und die Frauen und die Frauen und Dan - Mitten im Leben. Lars ... Dan ... die Frauen ... das Leben ... Am besten zusammengefasst bekommt man das von Marty (Felipe Dieppa), dem Schulfreund von Dans Tochter: Liebe ist kein Gefühl - es ist eine Fähigkeit.