Geliebt und gehasst: Moores erfolgreichste Filme auf DVD
Geliebt und gehasst: Moores erfolgreichste Filme auf DVD - Er ist kompromisslos, provokant und hartnäckig. Als Sprachrohr des kleinen Mannes wird er gelobt, als antiamerikanischer Nestbeschmutzer beschimpft
Name: Michael Moore
Geburtsort: Flint, Michigan, USA
Geburtstag: 23.04.1954
Schockrocker Marilyn Manson wurde die Frage gestellt, was er den jugendlichen Amokläufern an der Columbine-High-School in Littleton 1999 gesagt hätte. Nichts, er hätte ihnen nur zugehört, sagt der Sänger im Interviewgespräch mit Dokumentarfilmer Michael Moore, denn das hätte niemand gemacht. Es sind Antworten wie diese in Bowling for Columbine, die Moore in seinen vielfach ausgezeichneten und ebenso angefeindeten Dokumentationen bekommt, wenn er seine Gegenüber in einer Mischung aus Hartnäckigkeit und provozierender Naivität mit den Ereignissen konfrontiert, die uns die Medien zwar tagtäglich präsentieren, aber aus Moores Sicht eben nicht ungeschminkt dargestellt werden.
Ungeschminkt
Michael Moore ungeschminkt, der Mann, der bei seinen Dokus nicht nur Regie führt, sondern immer auch vor der Kamera in Interaktion mit den Menschen zu
sehen ist, stammt aus einfachen Verhältnissen. Am 23. April 1954 wurde er in einer Vorortsiedlung der Kleinstadt Flint geboren. Im Bundesstaat Michigan,
einem wichtigen Standort der Automobilindustrie an den 'Großen Seen', nicht weit entfernt von der Grenze zu Kanada. Aus dem Umfeld seiner Kindheit und
Jugend wird Moore später die Geschichten der Unter- und Mittelschicht erzählen. Von Menschen, die in den ansässigen Großbetrieben angestellt waren, durch Etatkürzungen entlassen wurden oder mittellos in Rente gingen. So wie sein Vater Frank Moore, einen ehemaligen Fließbandarbeiter, den der Filmemacher in der aktuellen Veröffentlichung Kapitalismus - Eine Liebesgeschichte (2009) vor die Kamera holt. Vater und Sohn vor einem Abrissgelände, wo einst ein Hauptarbeitgeber der Region stand.
Recherche ist Alles
Michael, der Sohn, arbeitete sich hoch, merkte offensichtlich früh, dass Bildung ein Weg aus dem maroden Industriestandort Flint sein könnte, auf dem man
womöglich Ungerechtigkeiten des Systems verändern könnte. In der Schule schrieb er für die Zeitung 'The Michigan Times' und erlernte das Recherchieren.
Nach der Schulzeit entschloss er sich für ein Journalismus-Studium an der 'University of Michigan-Flint' und als er von der Uni abging, war er kurze Zeit als
Redakteur für das Magazin 'Mother Jones' tätig, ein unabhängiges Blatt, das für seinen investigativen Politjournalismus bekannt war. Die Bausteine seiner
Biografie fügten sich zusammen, als Michael Moore das Medium Film als Sprachrohr für sich entdeckte. Für seinen ersten Langfilm, Roger & Me (1989), soll Moore Bingo-Veranstaltungen in der Nachbarschaft organisiert haben, um ein Produktionsbudget zusammenzubekommen. 'The story of a rebel and his
mike' lautet der Untertitel: die Geschichte eines Rebellen und seines Mikrofons. Mit viel mehr trat er tatsächlich nicht vor die Kamera, mit schlichter Kleidung,
die bis jetzt sein Markenzeichen ist: Brille, Basecap, Jeans und Turnschuhe. 'Roger und ich', damit nennt Moore das gewünschte und schließlich erreichte
Zusammentreffen mit dem Firmenchef von 'General Motors', Roger Smith. Michael Moore - so berichtet es der heutige Lizenzinhaber 'Warner' - "schrieb
bereits mit seiner ersten Dokumentation Filmgeschichte: Roger & Me (1989) ist bis heute der finanziell erfolgreichste Dokumentarfilm und legte den Grundstein für eine neue Bewegung unabhängiger Filmemacher."
Unter den Teppich gekehrt
So wurde Moore von 1989 an nicht nur der erfolgreichste, auch der meistdiskutierte Dokumentarfilmer Amerikas. Zwischen weiteren Erfolgen wie The Big One (1997) und sogar einem satirischen Ausflug ins Spielfilmgenre (1995: Unsere feindlichen Nachbarn mit dem inzwischen leider verstorbenen Komiker John Candy) folgten regelmäßige Episoden im US-Fernsehen. 1997 in der Show 'TV-Nation', 1999 'The Awful Truth'. Dort konnte Moore mit Bildmaterialien aus Archiven, mit Interviewstücken und inszenierten Stürmungen öffentlicher Ärgernisse alle Bereiche angehen, die ihn aufregten. Dieser offene Umgang mit unter den Teppich gekehrten Themen - wie der Ausbeutung von Mitarbeitern des Disney-Imperiums, den Schwulenrechten in Amerika und Opfer der Tabakindustrie - machten ihn allerdings schnell selbst zum Aufreger und zur Zielscheiben von Anfeindungen. Die immer mitschwingende Ironie in seinen Darstellungen begründet Moore damit, dass er die Dinge jederzeit anschaulich beim Namen nenne und die breite Öffentlichkeit erreichen wolle. Letzteres Ziel erreichte Moore spätestens, als er 2003 bei den 'Academy Awards' in Los Angeles die Auszeichnung in der Kategorie ' Best Documentary Feature', bester Dokumentarfilm, für seine vielleicht eindringlichstes Werk Bowling for Columbine (2002) erhielt. Die Dankesrede nutzte der Geehrte damit, einen an den amerikanischen Präsidenten adressierten "Schämen Sie sich!"-Ausruf in Millionen von Wohnzimmer hinauszurufen, bevor blitzschnell Musik aus dem Orchestergraben eingeblendet wurde.
Ausgezeichnet
Michael Moore ist wie in diesem denkwürdigen Auftritt einfach nicht stumm zu kriegen, schon gar nicht in der Amtszeit des George W. Bush:
Fahrenheit 9/11 (2004) war Moores Antwort auf dessen innen- und außenpolitische Weichenstellungen nach den Terroranschlägen vom
11. September 2001. Nicht nur, dass der Regisseur wieder einmal einen oben bereits zitierten "finanziell erfolgreichsten Dokumentarfilm aller
Zeiten" hinlegte - ein Superlativ, den man bei Michael Moore womöglich nicht das letzte Mal aktualisiert hat - auch wurde er erneut von höchster
Filmfestival-Stelle geehrt: beim Film Festival in Cannes wurde ihm die 'Goldene Palme 2004' übereicht.
Die Themen, die dem ebenfalls erfolgreichen Buchautor von Bestsellern wie 'Querschüsse' (1996) und 'Stupid White Men' (2001) unter den Nägeln brennen, gehen ihm nicht aus: Sicko (2007) stärkte der Mehrheit der Amerikaner den Rücken, die überhaupt keine Krankenversicherung besitzen. Einzelschicksale, die beispielsweise durch den Verlust zweier Fingerkuppen vor dem finanziellen Ruin stehen und Vergleiche mit dem europäischen Gesundheitswesen - konkret der medizinischen Versorgung in Paris - machen diesen Exkurs kurzweilig und wie ganz beiläufig: sehr informativ. 'This might hurt a little', das könnte jetzt ein bisschen weh tun, heißt dort die Werbezeile. In einer finalen Aktion brachte Moore 'seine Patienten' nach Kuba und mit einem Boot zur Militärbasis 'Guantanamo Bay'. Es sind plakative Filmszenen wie diese, die sein gestecktes Ziel erreichen: gehört zu werden und etwas zu bewegen.
Keine Kompromisse
Als Sprachrohr des kleinen Mannes wird er gelobt, als antiamerikanischer Nestbeschmutzer beschimpft. Dabei würde er sich doch durch seine Projekte - Bücher, Filme, Veranstaltungen rund um den Globus und Internetkampagnen - im Gegenteil als aktiver Patriot auszeichnen, sagt Moore und bekräftigt: "I don't compromise my values and I don't compromise my work." Er sei seit jeher keine Kompromisse eingegangen, weder in Bezug auf seine Ansichten, noch auf seine Arbeit. Welche Kritikpunkte man sehen könnte in Bezug auf seine Herangehensweise, sein soziales Engagement medienwirksam in Szene zu setzen, das führen Ihnen - etwas paradox - Dokumentarfilme vor! So wird der kontroverse Dokumentarfilmer zum Gegenstand eigenständiger Dokumentationen. Michael Moore Hates America (USA 2004) von Michael Wilson begibt sich auf die Suche nach Fakten, die der erfolgreichste aller Dokumentarfilmer zwar nicht manipuliert hätte, womöglich aber ausgelassen haben könnte, um seine Ansichten zu verkünden. Manufacturing Dissent (2007) von den Kanadiern Rick Caine und Debbie Melnyk verfolgt eine ähnliche Strategie.
Provokativ
Sie sehen, es ist mit Sicherheit spannend, sich mit den Filmen und Gesprächsthemen Michael Moores auseinanderzusetzen, selbst oder gerade wenn man nicht seiner Meinung ist. Kaum einem Filmemacher wird es zumindest gelingen, einen abstrakten Begriff wie Kapitalismus (2009) so unterhaltsam und provokativ in Szene zu setzen. Suchen Sie sich eine Dokumentation im Verleih heraus - Sie werden in jedem der genannten Fälle nicht nur eine kurzweilige
Filmzeit erleben, sondern darüber hinaus auch reichlich Diskussionsstoff erhalten!
Auszeichnungen
Berlinale Internationale Filmfestspiele - Berlin / Deutschland
AUSZEICHNUNG Peace Film Award 1990
Kategorie 'Honorable Mention'
Friedenspreis Dokumentarfilm
für 'Roger & Me' (1989)
Emmy Awards - USA
AUSZEICHNUNG Emmy 1995
Kategorie 'Outstanding Informational Series'
Beste dokumentarische TV-Serie
für 'TV Nation' (1994)
NOMINIERUNG Emmy 1996
Kategorie 'Outstanding Informational Series'
Beste dokumentarische TV-Serie
für 'TV Nation' (1994)
NOMINIERUNG Emmy 1999
Kategorie 'Outstanding Non-Fiction Series'
Herausragende Dokumentar-Serie
für 'The Awful Truth' (1999)
NOMINIERUNG Emmy 2001
Kategorie Outstanding Non-Fiction Program'
Herausragende TV-Dokumentation
für 'The Awful Truth' (1999)
Aspen Filmfest - Colorado / USA
AUSZEICHNUNG Audience Award 1997
Publikumspreis
für 'The Big One' (1997)
Denver International Filmfestival - Colorado / USA
AUSZEICHUNG 1997
Kategorie 'People's Choice Award'
Publikumspreis
für 'The Big One' (1997)
Cannes Film Festival - Cannes / Frankreich
AUSZEICHUNG 55th Anniversary Prize 2002
für 'Bowling for Columbine' (2002)
NOMINIERUNG Goldene Palme 2002
für 'Bowling for Columbine' (2002)
Atlantic Film Festival - Halifax / Kanada
AUSZEICHNUNG Audience Award 2002
Publikumspreis
für 'Bowling for Columbine' (2002)
Amsterdam International Documentary Film Festival - Amsterdam / Niederlande
AUSZEICHNUNG Audience Award 2002
Publikumspreis
für 'Bowling for Columbine' (2002)
Bergen Interantional Film Festival - Bergen / Norwegen
AUSZEICHNUNG Audience Award 2002
Publikumspreis
für 'Bowling for Columbine' (2002)
Academy Awards - Los Angeles / USA
AUSZEICHNUNG Oscar(c) 2003
Kategorie ' Best Documentary Features'
Bester Dokumentarfilm: Michael Moore und Michael Donovan
für 'Bowling for Columbine' (2002)
César - Paris /Frankreich
AUSZEICHUNG César 2003
Kategorie 'Meilleur film étranger'
Bester fremdsprachiger Film
für 'Bowling for Columbine' (2002)
Australian Film Institute - Australien
NOMINIERUNG 2003
Kategorie 'Best Foreign Film Award'
Bester fremdsprachiger Film
für 'Bowling for Columbine' (2002)
Cannes Film Festival - Cannes / Frankreich
AUSZEICHUNG Goldene Palme 2004
für Fahrenheit 9/11' (2004)
AUSZEICHUNG FIPRESCI Prize 2002
für Fahrenheit 9/11' (2004)
European Film Awards
AUSZEICHNUNG Screen International Award 2004
für Fahrenheit 9/11' (2004)
Hollywood Film Festival - Los Angeles / USA
AUSZEICHNUNG Hollywood Movie of the Year 2004
für Fahrenheit 9/11' (2004)
Bolid Awards - Copenhagen / Dänemark
AUSZEICHNUNG 2004
Kategorie 'Bedste amerikanske film'
Bester amerikanischer Film
für 'Bowling for Columbine' (2002)
César - Paris /Frankreich
NOMINIERUNG César 2005
Kategorie 'Meilleur film étranger'
Bester fremdsprachiger Film
für Fahrenheit 9/11' (2004)
Directors Guild of America - USA
NOMINIERUNG DGA Award 2005
Kategorie 'Outstanding Directorial Achievement in Documentary'
Herausragende Leistung im Bereich Dokumentarfilm
für Fahrenheit 9/11' (2004)
Academy Awards - Los Angeles / USA
NOMINIERUNG Oscar(c) 2008
Kategorie 'Best Documentary Features'
Bester Dokumentarfilm: Michael Moore und Meghan O'Hara