Aus dem Dschungel Vietnams in den Vampirsarg - Am 24. Mai 1965 kam er zur Welt, in den letzten Jahren fand er endlich die Beachtung, die ihm früher neben Stars wie George Clooney, Johnny Depp und DiCaprio verwehrt blieb
Name: John Christopher Reilly
Geburtsort: Chicago / Illinois, USA
Geburtstag: 24.05.1965
Am 24. Mai 1965, vor 46 Jahren, kam er in Chicago, Illinois zur Welt und im Filmgeschäft zog er das harte Los eines Nebendarstellers: Ein Gesicht, das jeder kennt, aber Ruhm und Frauen kriegen nur die großen Stars ab. John C. Reilly interessiert das nicht. Der glücklich verheiratete Amerikaner zählt mittlerweile zu den profiliertesten Akteuren der Filmbranche, so manch einer handelt ihn inzwischen als den neuen Gene Hackman. Zum Ruf eines veritablen Charakterdarstellers kam Reilly allerdings nicht über Nacht, sondern über eine fundierte Ausbildung und zahlreiche Engagements auf der Theaterbühne. Die Ausbildung erhielt er in seiner Geburtsstadt Chicago an der renommierten Goodman School of Drama, die er 1987 mit einem "Bachelor of Fine Arts" abschloss. Danach spielte er am Steppenwolf Theatre, das von John Malkovich und Gary Sinise gegründet wurde.
Doch der Drang auf die Leinwand war da: Eines Tages schickte er Brian De Palma ein Probevideo von sich. Dieser engagierte Reilly - ohne ihn je zuvor getroffen zu haben - sofort für sein Drama Die Verdammten des Krieges (1989). Nach dem persönlichen Kennenlernen war De Palma von Reillys Können so begeistert, dass er ihn in einer zentralen Rolle besetzte. Das "harte Los eines Nebendarstellers", mit dem wir Ihnen Reilly einleitend vorgestellt haben, konnte er also bereits vor mehr als 20 Jahren zum Vorteil nutzen. Wie aber kann es sein, dass sein Name nach mehr als zwei überaus erfolgreichen Jahrzehnten in der Branche heute so wenig geläufig erscheint?
Rennfahrt zum Ruhm
An den Filmtiteln kann es nicht gelegen haben, denn die meisten sind - wie John C. Reillys unten folgende, chronologische Filmografie zeigt - inzwischen sehr wohl geläufige Klassiker. Denn nach der Arbeit für De Palma ging es für John zu Beginn der 90er gleich zu weiteren großen Filmemachern, die ihn mit Kusshand einsetzten, wie Richard Donner im Tom-Cruise-Stockcar-Hit Tage des Donners (1990). Der damalige Auftritt brachte ihm 16 Jahre später eine ähnliche Rolle ein: In der Rennfahrer-Parodie Ricky Bobby - König der Rennfahrer (2006) hinterlässt er trotz fettem Schnäuzer einen tollen Auftritt und zeigt als Schauspieler, dass der dort genannte Untertitel "Alles unter der Haube, nichts im Kopf" wirklich rein gar nichts mit seiner Person zu tun hat.
Der wahre Durchbruch gelang Reilly allerdings nicht in kleinen feinen Auftritten, auch nicht als Unterstützung in zwei George Clooney Werken (Der schmale Grad 1998 und Der Sturm 2000), sondern in Paul Thomas Andersons bildstarken Magnolia (1999). Ein verstrickter Episodenfilm um die Schicksale von Menschen, deren Wege sich kreuzen. Officer Jim Kurring (Reilly) ist einer von ihnen. Sein Dilemma: er verliert bei einem nächtlichen Einsatz seine Dienstwaffe. Eine Katastrophe für den ohnehin unglückseligen alleinstehenden Polizisten. Magnolia jedoch ist trotz seiner verschachtelten Handlung, seiner schrägen Charaktere und Überlänge ein Glücksfall für Filmfans... und für John C. Reilly.
Dieses Talent brachte ihm endlich eine richtige Hauptrolle ein, im Biopic Walk Hard - Die Dewey Cox Story (2007), für die er seinerzeit einige Pfunde abspecken musste. Dort zierte sogar ein großformatiges Porträt von ihm die Kinoplakate und inzwischen auch die DVD und Blu-ray Cover. Sein besonderes Aussehen und seine beeindruckende Darstellungsweise ist womöglich auf sein Elternhaus zurückzuführen: Seine Mutter stammt aus Litauen, sein Vater ist irischer Herkunft und John selbst ist das fünfte von sechs Kindern.
Familie, die große Liebe und ein vegetarischer Vampir?
Heute ist er bekennender Anhänger der Baseball-Mannschaft Chicago White Sox, ernährt sich vegetarisch und glänzt mit Filmauftritten in den unterschiedlichsten Filmgattungen: mal komödiantisch wie in Die Stiefbrüder und Top Job (beide 2008), mal in einem Fantasy-Abenteuer (Mitternachtszirkus 2009) als Vampir in einer Gemeinschaft von Zirkus-Freaks.
Um den Bogen zum Beginn seiner Laufbahn zu schlagen, kommen wir auf Die verdammten des Krieges (1989) zurück: Hier erlebte Reilly nicht nur seine erste Flugzeugreise, sondern lernt in Thailand auch seine zukünftige Frau Alison Dickey kennen, mit der er seit 1992 verheiratet ist. Dickey war damals die Assistentin von Hauptdarsteller Sean Penn. Heute spielt Alison Dickey zusammen mit zwei Kindern die Hauptrolle in John C. Reillys Leben.
So trifft man sich wieder
Meisterregisseur Scorseses holte ihn übrigens nach Gangs of New York (2002) für Aviator (2004) gleich nochmal vor die Kamera, wo Reilly erneut auf seinen Schauspielkollegen DiCaprio traf. Man sieht sich eben mindestens zweimal im Leben.
John C. Reilly wollen wir noch viel häufiger sehen! Schauen Sie sich in Ruhe seine Filmografie durch, denn dort werden Sie mit Sicherheit die ein oder andere verblüffende Wiederbegegnung mit Reilly erleben und einige vergessene Filmschätze zum Ausleihen entdecken.