Zum 30. Todestag: Die besten Filme des Meisters - Am 29. April 1980 verstarb der Mann, der das Kino liebte. Warum Alfred Hitchcock noch heute der 'Meister der Spannung' genannt wird? Wir liefern Ihnen die besten Gründe auf DVD
Name: Alfred Joseph Hitchcock
geboren: 13. August 1899 in: Leytonstone, London, England
gestorben: 29. April 1980 in: Bel Air, Los Angeles, USA
Zum 30. Todestag von Alfred Hitchcock. Einer der renommiertesten Hitchcock-Biografen, Donald Spoto, schrieb zum Tod des Master of Suspense, des Meisters der Spannung: "Das Ende kam um 9.17 Uhr am Morgen des 29. April 1980 ohne Spannung und ohne Gewalt. Mit dem Schrecken hatte er schließlich schon jahrelang verkehrt - in seinen Träumen und in seiner Kunst. Es war, wie so oft, ein stiller, kaum wahrnehmbarer Moment, als habe er einen Blick jenes wolkenlosen Horizonts erhascht, der schon immer sein Bild für heitere Gelassenheit war."
Alfred Joseph Hitchcock verstarb 1980 im Alter von 80 Jahren in seinem Haus in Los Angeles an Nierenversagen. Noch einige Monate zuvor, am 3. Januar 1980, wurde er in den britischen Adelsstand erhoben. Doch wurde 'Sir Alfred Hitchcock' nicht bereits zuvor in den Adelsstand geboten? Von Filmfans in aller Welt! Denn er verstand es wie kein anderer Regisseur, die Ängste seines Publikums anzusprechen. Über fünfzig abendfüllende Spielfilme schuf 'Hitch'. Filmklassiker, die keineswegs so finster sind, wie ihr Ruf. Keinen Spaß dagegen verstand der Meister beim Einlass an den Kinosälen: wer nicht pünktlich zur Vorstellung erschien, den Filmbeginn verpasste, wurde abgewiesen. "Ich bin davon überzeugt, dass das Filmemachen vom Wesen her eine zusammengesetzte Kunst ist. Musik, Literatur und Malerei. Jede dieser Disziplinen ermöglicht es, alles zu verstehen, was mit dem Film zu tun hat, und daraus Schlüsse zu ziehen." Diese Aussage des polnischen Regisseurs Andrzej Wajda (*1926) weist auf das hin, was Hitchcocks Werke über die Zeit hinweg zu unbestrittenen Klassikern macht: er trifft mit jedem seiner Mittel das Wesen des Filmemachens.
Ein Hitchcock-Moment mit Musik: In Vertigo - Aus dem Reich der Toten (1957) verfolgt James Stewart in einer längeren Sequenz Kim Novak. Ständige Ortswechsel und Sprünge von seinem zu ihrem Auto, zu Einstellungen mit subjektiver Kamera können gerade durch den unterlegten Score von Bernard Herrmann plausibel und vor allem kontinuierlich erscheinen. Erläuternd fügt der Komponist Herrmann hinzu, dass die Musik hier verdeutlichen kann, was "die Personen denken und fühlen, und das ist die eigentliche Funktion der Musik. Die ganze Erkennungsszene von Vertigo ist acht Minuten langes Kino ohne Dialoge oder Toneffekte - nur Musik und Bild." Hitchcock habe treffend kommentiert: "Nun, Musik erreicht hier mehr als Worte." Dabei erklärte er Zeit seines Lebens, ein guter Film müsse das Publikum auch durch Wegnahme der Tonspur fesseln, allein durch die Bildsprache der Einstellungen und Schnitte. Die 'Beschränkung' auf Bilder ohne Ton - von den Anfängen seiner Karriere, in britischen Stummfilmproduktionen - machte er sich auch nach Einführung des Tonfilms zunutze. Bei seinem bekanntesten Filmtitel Psycho (1960) gab er jedoch zu, dass dort etwa ein Drittel der Spannung aus dem Soundtrack von Bernard Herrmann entstünde.
Ein Hitchcock-Moment ohne Musik: Cary Grant wird in Der unsichtbare Dritte (1958) an einer Bushaltestelle in der absoluten Einöde plötzlich von einem herannahenden Flugzeug bedroht. Die Einöde des Präriestopps ist kunstvoll auf der akustischen Ebene umgesetzt: in der gesamten Szene ist nicht eine musikalische Note zu hören. Der bewusste Wegfall der Musik verstört den Zuschauer und fokussiert die Spannung.
Als Kontrast hierzu verwendet Hitchcock in einem weiteren Spannungsmeisterwerk, Das Fenster zum Hof (1953), beinahe pausenlos Musik und lässt sogar einen Komponisten im Bild auftauchen: in einer Wohnung des Hinterhofes übt ein junger Musiker im Verlauf der Handlung an einem Klavierstück, das immer weiter ausgefeilt wird, bis es am Ende des Films fertiggestellt zu hören ist.
Dieses On-Screen-Beispiel weiß der Regisseur in seinem folgenden Spielfilm noch zu steigern: in Der Mann, der zuviel wusste (1955) lässt er eine entscheidende Szene in einem Konzertsaat stattfinden und zeigt seinen Stammkomponisten Herrmann beim Dirigieren eines Orchesters. Der Höhepunkt ist der Schuss des Killers, der beim musikalischen Höhepunkt, einem Beckenschlag, stattfindet. Bild und Ton sind eins. Schließlich singt Doris Day in der Finalsequenz ein Lied, mit dem Wissen, dass ihr Sohn im oberen Stock des Hauses festgehalten wird. Während sich ihr Gesang steigert, fährt die Kamera die Treppen immer höher hinauf. Ein nahezu perfektes Ineinandergreifen von Bild- und Musiknarration.
Literatur und Malerei? Hitchcocks Werke sind voller Verweise und Symbole. Ein Begriff, den er prägte, war der des MacGuffin. Die heute noch verwendete Bezeichnung für ein begehrtes Objekt ohne konkrete Bedeutung: ein Element der Leere, das dennoch im Film von mindestens zwei Parteien begehrt wird. Es ist der austauschbare Gegenstand, den Hitchcocks Figuren jagen, die 39 Stufen im gleichnamigen Film von 1935, das Uranium in Notorious - Berüchtigt (1946), das mit dem Übersetzungstitel "Weißes Gift" bei der deutschen Erstaufführung tatsächlich ausgetauscht wurde.
Wie in der Malerei gibt es auch in der Filmografie Hitchcocks Symbole, die wiederkehren, zirkulierende Objekte wie Schlüssel, Ringe, Kleidung, eine Brosche, denen ein entscheidender Anteil am Gesamtkunstwerk zuteilwird. Sogar mit zeitgenössischen Malern hat Hitchcock zusammengearbeitet: Der surrealistische spanische Künstler Saldavor Dalí sorgte für die künstlerische Gestaltung einer Traumsequenz in HitchcocksSpellbound - Ich kämpfe um Dich (1945), der sich als einer der ersten Filme konkret mit Freuds Traumtheorie beschäftigte. Zu Ehren der unzähligen kunstgeschichtlichen Einflüsse wurde schließlich im Jahre 2001 im Pariser Centre Pompidou eine eigenständige Ausstellung eröffnet: "Hitchcock and Art: Fatal Coincidences".
In einem Begleittext zu Hitchcocks 'Sabotage' (1936) heißt es: "Seine Filme sind so kunstvoll und dramatisch aufgebaut, dass sich selbst bei mehrfacher Betrachtung immer wieder neue, verblüffende Details erschließen." Grundsätzlich war Hitchcock seiner Zeit voraus: Selbst ohne Hilfe moderner Computereffekte entwickelte er eigene Filmtechniken. Um die Schwindelgefühle von James Stewarts Rolle in Vertigo (1957) auf die Leinwand zu bringen, entwarf er ein Modell, durch das ein Kamerakran nach oben gezogen wurde. Mit Hilfe eines Teleobjektivs wurde eine entgegengesetzte Zoom-Fahrt hin zum Boden durchgeführt. Den eindrucksvollen Effekt machten sich spätere Regisseure wie Steven Spielberg (in Der weiße Hai, 1975) und Brian De Palma zunutze, die ausgesprochene Anhänger des 'Meisters der Spannung' waren und zahlreiche Versatzstücke aus seinen Werken zitierten.
Kopfkino
Auch Schnitte beherrschte Hitchcock wie kein anderer. Nicht nur eine legendär gewordener Bildsprung von Cary Grant und Eva Marie Saint in einem Schlafabteil hin zu einer Zugeinfahrt in einen Tunnel schrieb Geschichte (Der unsichtbare Dritte, 1958) - die Duschsequenz in Norman Bates' Motel wurde zur vielleicht meistpersiflierten Filmszene überhaupt. Hitchcock wusste nach eigener Aussage immer schon vor den Drehtagen, welche Bilder er haben wollte. Für besagte Szene in Psycho beschäftigte er sein Team sieben Tage lang, um ein 45-sekündiges Resultat zu erhalten, in dem zwar Blut floss, das Messer durch die geschickte Montage jedoch nie den Körper des Opfers berührte.
Hitchcock liebte das Kino. Nach seiner strengen katholischen Erziehung, die er u.a. als Schüler des St. Ignatius College und einer Londoner Jesuiten-Schule bestritt, verließ er das anschließende College und belegte Kurse im technischen Zeichnen, besuchte Kunstgeschichtsseminare an der Londoner Kunstakademie. Seine größten Einflüsse stammen aus der Kultur: Romane, Theatervorstellungen, Kino. "A motion picture makes a statement by visual means", ein Spielfilm macht Aussagen mit visuellen Mitteln, betonte der sogar gut deutsch sprechende Hitchcock. "A filmmaker isn't supposed to say things, he's supposed to show them." Ein Filmemacher solle nicht zu viel über die Dinge reden, er soll sie zeigen. Möchten Sie eine Hörprobe von den Deutschkenntnissen des britischen Meisters? Klicken Sie auf diesen Filmtitel Marnie (1964) und lauschen Sie seiner deutschen Originalstimme im dort angezeigten deutschsprachigen Trailer!
Hitchcock hat viele in 80 Lebensjahren entstandene Filmbilder gezeigt. Sie haben ihn zu Lebzeiten so berühmt gemacht, dass sein Name und sein Konterfei zu einem werbewirksamen Aushängeschild wurde, das wie im Fall der Jugendbuchreihe Die drei ??? weit in unserer Populärkultur hineinreichte. Uns sind allerdings keine Zahlen bekannt, in wie vielen Fälle sein Name für eine einschlägige Werbebotschaft mäßiger 80er- und 90er-Jahre Gruselfilme 'missbraucht' wurde. Zitat: "Hitchcock hätte seine wahre Freude daran gehabt." Wohl kaum. An Cameos, an Kurzauftritten, hatte Hitch' hingegen sehr viel Freude. In Der unsichtbare Dritte (1959) beispielsweise wird ihm die Tür eines Linienbusses vor der Nase geschlossen, mit zwei weißen Terriern an der Leine kam er in Die Vögel (1963) aus einer Tierhandlung. Die Popularität Hitchcocks wird deutlich, wenn aus dem Cameo ein weiterer Cameo wird und er als Zeichentrickfigur mit diesen zwei Hunden bei den Simpsons auftaucht (Staffel 4, Episode 2). Vom 1926ern 'The Lodger - Der Mieter' bis zum letzten Werk, Familiengrab von 1976, wurden insgesamt 37 Auftritte in seinen eigenen Spielfilmen gezählt.
Auch Sie können sich jetzt auf die Suche nach Alfred Hitchcock begeben. Die Filme selbst müssen Sie allerdings nicht suchen, denn die präsentieren wir Ihnen im Video Buster Verleihprogramm schön der Reihe nach, chronologisch absteigend und nach Drücken des 'Jetzt leihen' Buttons in der Einzelanzeige eines jeden Films mit Inhaltsangaben, Beteiligten, Szenenbildern und Vorschautrailern.
In Gedenken an den Master of Suspense wünschen wir Ihnen mit seinen Meisterwerken spannende Unterhaltung!